Die Essener WAZ-Gruppe hat die Sparpläne für ihre deutschen Zeitungen konkretisiert: Der Konzern verordnete für alle Titel einen sofortigen Einstellungsstop. Auch bereits ausgeschriebene Stellen werden nicht mehr besetzt. Mindestens bis Ende des Jahres will die WAZ keine neuen Volontäre anstellen, ausgebildete sollen nicht übernommen werden.
Erich Schumann, geschäftsführender Gesellschafter der Gruppe, hatte im November ein Sparprogramm angekündigt, mit dem die Kosten um bis zu zehn Prozent gesenkt werden sollen. Damals hatte Schumann erklärt, vom allgemeinen Werberückgang sei der Konzern „unterdurchschnittlich betroffen“. Die Einschnitte für die Zeitungsredaktionen werden jetzt allerdings mit massiven Einbrüchen im Anzeigengeschäft begründet. „In den letzten Monaten war der Rückgang besonders krass“, so Manfred Krämer, Hauptanzeigenleiter der WAZ-Gruppe. Besonders betroffen sei der lukrative Stellenmarkt. Vor Ende des Jahres erwarte er keine Besserung.
Der Betriebsrat der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“(WAZ), des größten Einzeltitels in der Verlagsgruppe, wollte sich zu den Einzelheiten des Sparprogramms nicht äußern. Mitarbeiter kritisieren, dass der Konzern bei den Zeitungen spare, aber gleichzeitig weitere Groß-Akquisitionen plant. So ist er interessiert an den 40 Prozent am Springer-Verlag, die noch von Leo Kirch gehalten werden. Auch soll er ein Auge auf die verlustbringende Wochenzeitung „Die Woche“ geworfen haben. Derweil bereitet Bodo Hombach, ehemaliger Balkan-Beauftragter der EU und seit 1. Februar Geschäftsführer der WAZ-Gruppe, in Südosteuropa den Boden für weitere Zukäufe.
Erst vor zwei Wochen hatte die Geschäftsführung für Unruhe unter den Beschäftigten gesorgt, als sie die Auslagerung einiger Redaktionen – unter anderem der Reise-Beilage – in eine nicht-tarifgebundene Gesellschaft verkündete.Wenig Hoffnung setzen die Mitarbeiter der WAZ-Gruppe auf die anstehenden Etatverhandlungen zwischen den Chefredaktionen der jeweiligen Blätter und der Geschäftsführung.
Zitat:
„In den letzten Monaten war der Rückgang besonders krass“ – WAZ-Anzeigenleiter Manfred Krämer.
Katrin Berkenkopf
Quelle: Financial Times Deutschland
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