US-Bank war mutiger als deutsche Investoren
Der Verkauf der Mehrheitsanteile am Schiffbauer Howaldtswerke-Deutsche Werft (HDW) soll dem Oberhausener Babcock-Borsig-Konzern wieder finanziellen Spielraum bringen. Eine vollständige Übernahme der Werft, wie sie noch im Januar angekündigt wurde, sei nicht zu bezahlen gewesen. Deshalb habe man sich nun zum Verkauf der Anteile entschlossen, begründete Klaus Lederer die Verkaufsentscheidung. Er ist Vorstandsvorsitzender von Babcock sowie der Werfttochter.
„Wenn Sie die Finanzierung nicht aufbringen können, müssen Sie die Strategie wechseln“, so Lederer. Die daraus resultierende Rückbesinnung auf die Energietechnik kam für viele Beobachter überraschend.
Die letzte Möglichkeit, Cash für den vollständigen Kauf der HDW zu erhalten, wäre ein Verkauf der Babcock-Tochter NEM-Voigt in den USA gewesen. Für das Geschäft mit Abhitzekesseln fand sich durch die Enron-Krise aber kein Käufer.
Babcock Borsig hatte am Montag bekannt gegeben, seine Mehrheit von 50 Prozent plus einer Aktie auf eine Sperrminorität von 25 Prozent plus einer Aktie zu reduzieren. Miteigentümer Preussag verkauft seinen Anteil komplett. Neuer Mehrheitseigner wird die US-Investmentfirma One Equity Partners, die je 15 Prozent an ThyssenKrupp und Ferrostaal weiterverkaufen will. „Wir hätten das Geschäft gerne mit deutschen Banken gemacht, aber die Amerikaner waren mutiger“, so Lederer.
Er selbst wird den Vorsitz bei HDW behalten und den Posten bei Babcock Borsig niederlegen – voraussichtlich im Juni, wenn der Verkauf der Werft abgeschlossen sein soll. „Ich hatte die Wahl und habe mich für den Spaß entschieden“, kommentierte er. Lederer machte aus seiner Vorliebe für den Schiffbau nie einen Hehl. Er habe darauf bestanden, dass HDW sowohl U-Boote als auch Handelsschiffe baut. HDW hofft, in nächster Zeit den Auftrag für ein kleines Kreuzfahrtschiff zu erhalten.
Im militärischen Bereich will HDW den Einstieg in den US-Markt schaffen. Zwar hält es Lederer für unrealistisch, den Amerikanern ganze U-Boote zu verkaufen. Er will ihnen aber zumindest den selbstentwickelten Brennstoffzellenantrieb für U-Boote verkaufen. Dabei ist ein US-Aktionär von Nutzen.
Katrin Berkenkopf
Quelle: Financial Times Deutschland
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