Privatversicherer wollen für Ärzte abrechnen

Neues Modell soll überhöhte Rechnungen verhindern

Von Ilse Schlingensiepen, Köln Um die Arztkosten besser in den Griff zu bekommen, erproben die privaten Krankenversicherer (PKV) ein neues Mittel. Über eine Tochtergesellschaft bietet ihr Verband Ärzten an, die Abrechnung bei Privatpatienten zu übernehmen. Die Hoffnung: Manipulationen zu ihren Lasten werden schwerer.

Wegen des Verwaltungsaufwands und der komplizierten Gebührenordnung geben viele Ärzte die Abrechnung von Leistungen für Privatpatienten an so genannte privatärztliche Verrechnungsstellen ab. Die Versicherer mutmaßen, dass die eine oder andere Rechnung dabei höher ausfällt als nötig.

Die Medcom GmbH in Montabaur bietet Medizinern jetzt an, die Abrechnung über sie laufen zu lassen. Das Unternehmen gehört Medicproof, dem verbandseigenen medizinischen Dienst der PKV. Von Streitereien mit Versicherern blieben die Mediziner bei Medcom verschont, wirbt das Unternehmen bei Ärzten. Denn es rechne nach einem Programm ab, das mit dem PKV-Verband abgestimmt wurde. Bislang arbeitet Medcom nicht im ärztlichen Bereich, Schwerpunkt ist die Abrechnung von Heimdialyseleistungen.

Die Versicherer locken die Ärzte mit einem Bonbon: Medcom garantiert die Erstattung der kompletten Rechnung innerhalb von vier Wochen, unabhängig davon, ob der Patient zahlt oder nicht. Dafür müssen sich die Mediziner verpflichten, bei der Abrechnung bestimmte Gebührensätze nicht zu überschreiten. Medcom nimmt 2,5 Prozent des Rechnungsbetrags als Bearbeitungsgebühr, weitere Kosten fallen nicht an. „Ich denke, das sind sehr günstige Konditionen“, sagt Christoph Uleer, Direktor des PKV-Verbands.

Nach Angaben Uleers plant Medcom zunächst keinen massiven Einstieg in den ärztlichen Bereich. Vermutungen, die PKV wolle ohnehin lieber direkt mit den Ärzten statt mit den Patienten abrechnen, weist Uleer zurück. „Wir halten am Prinzip der Abrechnung über den Versicherten fest.“ In der Aktion von Medcom sieht er lediglich ein „Goodwill-Angebot“ an die Ärzte.

Quelle: Financial Times Deutschland

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