AWD bleibt weiterhin auf Brautschau

Operativer Gewinn des Finanzvertriebs 2001 rückläufig · Umsatzsteigerung im ersten Quartal

Von Herbert Fromme, Hannover Der Finanzvertrieb Allgemeiner Wirtschaftsdienst (AWD) meldet eine Umsatzsteigerung von zehn Prozent für das erste Quartal. Das umfasst knapp zwei Prozentpunkte Wachstum aus der Policierung der 15 000 Riester-Verträge, die das Unternehmen im Jahr 2001 verkauft hat und die erst am Jahresanfang 2002 in Kraft traten. Auch das operative Ergebnis sei im Quartal um deutlich über zehn Prozent gestiegen, sagte Vorstandschef Carsten Maschmeyer. Im vollen Jahr 2002 will Maschmeyer beim Umsatz um mehr als 25 Mio. auf 475 Mio. Euro bis 500 Mio. Euro zulegen, der operative Gewinn soll von 54 Mio. Euro auf 67 Mio. Euro bis 70 Mio. Euro steigen.

Der AWD-Chef ist weiter auf der Suche nach Übernahmen. „Wir verhandeln mit möglichen Partnern in Deutschland und Großbritannien“, sagte Maschmeyer. Mehr als 18 Monate nach dem Börsengang im Oktober 2000 hat das Unternehmen immer noch 531 Mio. Euro auf der Bank, der größte Teil davon aus dem Börsengang, der rund 500 Mio. Euro einbrachte. Die Verhandlungen in Großbritannien – wo AWD im vergangenen Jahr schon die Vertriebsfirma Thomson’s übernahm – scheinen weiter gediehen zu sein als in Deutschland. Im Heimatmarkt zielt das AWD-Management auf die Übernahme einer größeren Organisation, zu Namen will sich Maschmeyer nicht äußern. In der Branche wird spekuliert, dass man in Hannover weiter an der Bonnfinanz, die zur Zürich gehört, und der börsennotierten Tecis in Hamburg interessiert ist.

Wenn das Unternehmen weiter wächst, kann sich Maschmeyer auch die Aufgabe der Mehrheit vorstellen. Er will zwar Großaktionär bleiben. Wenn aber im Zuge von Kapitalerhöhungen – etwa um eine Übernahme mit Aktien zu bezahlen – der Anteil unter 50 Prozent falle, stehe er dem nicht im Wege. Zur Zeit hält die Familie 53,2 Prozent. Über eine Treuhandgesellschaft besitzen die Mitarbeiter noch 11,6 Prozent, der Free Float liegt bei 35,2 Prozent. Die für eine bestimmte Zeit gesperrten Aktien der Beschäftigten werden nach und nach freigegeben. „Unser Free Float wird dann bei 40 Prozent liegen“, sagte Finanzchef Ralf Brammer.

Der Vorstand zeigte sich zwar „sehr zufrieden“ mit dem Ergebnis des Jahres 2001, die nackten Zahlen waren aber eher durchwachsen. Der Umsatz stieg um 12,3 Prozent auf 385 Mio. Euro. Davon stammen knapp drei Prozentpunkte von übernommenen Unternehmen, rund zehn Prozent aus eigenem Wachstum. Die Steigerung des operativen Gewinns von 13 Mio. Euro auf 54 Mio. Euro und des Nachsteuerergebnisses von 7 Mio. Euro auf 43 Mio. Euro ist Sonderfaktoren geschuldet. Denn das Ergebnis des Jahres 2000 war durch 36 Mio. Euro Kosten des Börsengangs belastet. Dazu kamen Zinserträge von 27 Mio. Euro in 2001, die wegen der hohen liquiden Mittel aus dem Börsengang deutlich über den 8 Mio. Euro des Vorjahres lagen.

Um diese Faktoren bereinigt, ging das operative Ergebnis um 5 Mio. Euro zurück, sagte Brammer. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag mit sieben Prozent deutlich unter den 9,6 Prozent des Vorjahres. Das liege unter anderem an der teuren Umstellung von einem gemischten Außendienst aus Voll-und Teilzeitvertretern auf eine reine Vollzeitorganisation. Dazu kommen noch andere Projekte, die sich in wenigen Jahren lohnen würden. „Wir haben in die Zukunft investiert“, sagte Maschmeyer.

In diesem Jahr soll das Ebit aber wieder auf acht Prozent steigen und dann bis 2004 auf zehn Prozent. Der gestiegene Gewinn 2001 wird zu 60 Prozent ausgeschüttet, die Aktionäre erhalten 70 Cent statt 7 Cent.

Vom Umsatz stammen inzwischen 34 Prozent aus dem Ausland. Der Produktmix hat sich angesichts der Börsenschwäche wieder in Richtung Lebensversicherungen verschoben. Mit fondsgebundenen Lebensversicherungen erzielten die inzwischen 3600 Vertreter gruppenweit unverändert 34 Prozent des Umsatzes. Der Anteil des Investmentfondsverkaufs ging dagegen von 23 Prozent auf 12 Prozent zurück, Lebensversicherungen stiegen von 16 auf 24 Prozent. Provisionen aus Immobilien waren unverändert mit 17 Prozent und aus Krankenversicherungen mit sieben Prozent (nach fünf Prozent) am Umsatz beteiligt. Auf Sach-und Unfall entfielen vier Prozent nach drei Prozent, auf Banken und Bausparkassen unverändert zwei Prozent.

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AWD-Gründer Carsten Maschmeyer kann sich die Aufgabe der Mehrheit vorstellen, wenn das Unternehmen weiter wächst – Novum/Walter Schmidt.

Quelle: Financial Times Deutschland

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