In den 60er und 70er Jahren war die Betriebsrente ein wichtiges Mittel für die Unternehmen, um gute Fachkräfte zu gewinnen. 30 Jahre später geht es ans Auszahlen – und da drückt die Last der Verpflichtungen gewaltig. Die Analysten der WestLB schätzen die Pensionsrückstellungen der deutschen Unternehmen auf 250 Mrd. Euro. Aber nur die Hälfte davon ist in der einen oder anderen Form kapitalgedeckt, die andere Hälfte – immerhin 125 Mrd. Euro – wurde in den eigenen Betrieben investiert. Das Problem: Wenn größere Teile dieser Summen zur Auszahlung fällig werden, greift das in hohem Maße die Liquidität der Unternehmen an. Außerdem sind die Rückstellungen oft viel zu gering, weil sie eher nach steuerlichen denn nach versicherungsmathematischen Gesichtspunkten aufgebaut wurden.
Das Problem tritt offen zu Tage, wenn Firmen von der Bilanzierung nach Handelsgesetzbuch auf International Accounting Standards umstellen. Für den Pharmahersteller Schering hieß das 1994, plötzlich 125 Mio. DM zusätzlich für Pensionsrückstellungen aufzubringen.
Große Konzerne haben das Problem erkannt und gehen an die Lösung, indem sie Rentenzusagen in kapitalgedeckte, von Versicherern gemanagte Formen umwandeln.
Ohnehin ist die Zeit der Leistungszusagen durch das Unternehmen („defined benefits“) in der betrieblichen Altersvorsorge vorbei. Spätestens die Riester-Reform bedeutet den Vormarsch der Beitragszusagen („defined contributions“). Da zahlt das Unternehmen – wenn es überhaupt einen Beitrag leistet – seinen Anteil an Pensionsfond, Pensionskasse oder Direktzusage als Teil der Lohnkosten. Rückstellungen gibt es nicht, das Anlagerisiko trägt der Arbeitnehmer.
Herbert Fromme .
Quelle: Financial Times Deutschland
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