Die Allianz Leben will sich nicht für einen gesetzlichen Zwang zur privaten Altersvorsorge von Arbeitnehmern einsetzen. „Wir sind aus ordnungspolitischen Gründen gegen ein Obligatorium“, erklärte Allianz-Leben-Vorstand Michael Hessling. Er glaubt, dass eine Zwangs-Riester-Rente den Regelungen der Tarifparteien für die betriebliche Altersversorgung ins Gehege käme.
Ein gesetzlicher Zwang zur privaten Altersvorsorge könnte den Finanzdienstleistern zu dem großen Geschäft verhelfen, das sie von der Rentenreform erhofft haben. Bislang haben etwa 1,9 Millionen Bürger einen Vertrag für die staatlich bezuschusste zusätzliche Altersvorsorge abgeschlossen. Die Branche hatte mit fast fünf Millionen Verträgen gerechnet.
Hinter dieser Diskrepanz könnte sich keine – wie lange angenommen – abwartende, sondern eine abwehrende Haltung der Verbraucher verbergen. Nach einer von der Allianz Leben in Auftrag gegebenen repräsentativen Erhebung von NFO Infratest Finanzforschung haben bislang 13 Prozent der Bürger einen Vertrag abgeschlossen. „Wir sind zu dem überraschenden Ergebnis gekommen, dass sich 71 Prozent der Arbeitnehmer trotz der Kürzung der gesetzlichen Renten mit ihrer eigenen Altersvorsorge gut versorgt fühlen“, berichtete Manfred Kreileder von NFO Infratest. Nur elf Prozent der Verbraucher sind fest entschlossen, einen Riester-Vertrag abzuschließen, 28 Prozent sind noch unentschieden. Die übrigen 48 Prozent wollen keine zusätzliche Vorsorge.
Für Allianz-Vorstand Hessling dokumentieren diese Zahlen „riesige Informationsdefizite“ und eine „verzerrte Wahrnehmung“ der Bürger. Schließlich gebe es einen enormen Bedarf nach privater Altersvorsorge. Hessling geht davon aus, dass langfristig nur 50 Prozent des Ruhegeldes aus der gesetzlichen Rentenversicherung fließen wird, die andere Hälfte aus der betrieblichen und privaten Vorsorge.
Eine Zwangs-Riester-Rente lehnt Hessling aber grundsätzlich ab. „Ich bin sehr optimistisch, dass wir auch ohne Obligatorium große Zahlen bekommen werden“, sagte er. Bei Einführung einer privaten Zwangsrente könnten die in vielen Branchen getroffenen tariflichen Vereinbarungen für die betriebliche Altersversorgung kaum berücksichtigt werden.
Zitat:
„Wir bekommen auch ohne Obligatorium große Zahlen“ – Vorstand M. Hessling.
Anja Krüger
Quelle: Financial Times Deutschland
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