Von Herbert Fromme, Hannover Der Terrorschadenversicherer Extremus soll am 5. August gegründet werden. Ab September will das neue Unternehmen der Industrie und Gebäudewirtschaft Versicherungsschutz gegen Terrorüberfälle zur Verfügung stellen. Voraussetzung ist eine Einigung mit der Bundesregierung über Steuerfragen. „Ohne eine Lösung kann die Gründung der Extremus AG nicht stattfinden“, warnte Bruno Gas, zurzeit noch Vorsitzender des Schaden-und Unfall-Ausschusses im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) und Chef der Mecklenburgischen. Die Versicherer fordern, dass sie Gewinne aus dem Terrorschutz in schadenfreien Jahren steuerfrei in Großrisiko-Rückstellungen parken dürfen. Nur so könnten sie ein Polster für einen Schadenfall ansammeln. „Ich bin eigentlich zu 100 % sicher, dass die Regierung dem zustimmt“, sagte Gas, der Vorstandschef der Extremus in Köln werden soll. Für Luftfahrt-, Atom-und Pharmarisiken gebe es Ähnliches.
Extremus deckt Terrorschäden über 25 Mio. Euro an Industrieanlagen und Gebäuden. Die ersten 25 Mio. Euro sind in der normalen Feuerversicherung eingeschlossen. Das Unternehmen selbst gibt sein gesamtes Risiko von höchstens 13 Mrd. Euro pro Jahr in drei so genannten Layern weiter: Die ersten 1,5 Mrd. Euro an deutsche Versicherer, die zweiten 1,5 Mrd. Euro an internationale Rückversicherer und 10 Mrd. Euro an den Bund.
Gas sagte, es gebe feste Zusagen für die gesamte Deckung, auch die 1,5 Mrd. Euro des deutschen Marktes seien vollständig platziert. Die zweite Tranche wird von der US-Gruppe Berkshire Hathaway geführt, die selbst 400 Mio. Euro trägt.
Gas rechnet mit jährlich 500 Mio. Euro Prämieneinnahmen für Extremus. „Das entspricht gerade 5 % dessen, was die Industrie insgesamt für Versicherungsschutz aufbringt.“ Industrievorstände, die ihr Unternehmen nicht bei Extremus versichern, müssten nach einem Schaden mit Schadensersatzklagen rechnen, sagte Gas. Außerdem bestünden Banken auf einem vollständigen Versicherungsschutz.
Die deutsche Versicherungswirtschaft erwartet für 2002 rund 2 % Zuwachs von 50 auf 51 Mrd. Euro in der Schaden-und Unfallversicherung. Die so genannte Combined Ratio oder Schaden-und Kostenquote, die 2000 noch 103 % der Beitragseinnahmen betrug, lag 2001 bei 99,7 % und wird für 2002 auf 100 % geschätzt. Weil aus den hohen Rückstellungen vor allem in der Haftpflicht-und Autoversicherung Kapitalerträge von rund 3 Mrd. Euro anfallen, ist der Bereich marktweit Gewinn bringend. Gas betonte aber, dass Auslandsschäden – zum Beispiel aus dem World Trade Center – nicht in den Zahlen enthalten seien.
Eine starke Verbesserung erwartet der GDV für 2002 in der Industrieversicherung, dort wird sich die Combined Ratio von 116 % in 2001 auf 107 % in 2002 verbessern. Auch die Autoversicherung verbessert sich leicht von 103 % auf 101 %. Die private Unfallversicherung bleibt hoch profitabel, während es in der Gebäudeversicherung wegen der vielen Stürme zu einer Verschlechterung kommen dürfte.
Zitat:
„Ohne Lösung des Steuerproblems wird Extremus nicht gegründet“ – Bruno Gas, GDV
Quelle: Financial Times Deutschland
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