Nürnberger scheut keine Kosten für hohes Wachstum

Von Herbert Fromme, Nürnberg Hohes Wachstum hat seinen Preis. Das führt die Nürnberger Versicherungsgruppe vor. Vorstandschef Günther Riedel ist stolz darauf, mit 4,1 Prozent Beitragszuwachs auf 2,64 Mrd. Euro erneut den Markt geschlagen zu haben – der legte nur um 2,8 Prozent zu.

Für den Triumph zahlt Riedel mit hohen Vertriebskosten. „Rund 22 Prozent des Geschäfts kommen von Autohäusern, in denen wir eigene Vertreter haben, 55 Prozent über Makler und Strukturvertriebe“, sagte Riedel. Lediglich 23 Prozent stammen aus der eigenen Organisation.

Das schlägt sich in den Kostenquoten nieder. In der Lebensversicherung, mit 1,74 Mrd. Euro Prämien die größte Sparte für die Nürnberger, betrugen die Abschlusskosten 6,4 Prozent der Beitragseinnahmen, so Vorstandsmitglied Werner Rupp. Üblich für den Markt seien rund 5,8 Prozent.

Insgesamt gab die Gruppe 725 Mio. Euro für Vertriebs-und Verwaltungskosten aus, eine Steigerung um 11,2 Prozent. Allerdings kann sich die Nürnberger hohe Kostensätze leisten. Auf der Schadenseite geht es ihr gut: Mit 1,59 Mrd. Euro Aufwendungen für Versicherungsfälle zahlte sie sogar noch 4 Mio. Euro weniger aus als im Vorjahr.

Die Aktionäre der Nürnberger können sich über eine erhöhte Dividende von 26 Prozent statt 24 Prozent freuen, trotz des von 38 Mio. Euro auf 26 Mio. Euro gesunkenen Konzerngewinns. Damit bedankt sich das Unternehmen wohl dafür, dass die Besitzstruktur jetzt nach jahrelangem Tauziehen stabil wirkt. Der Versuch der Bayerischen Versicherungskammer, sich einen beherrschenden Einfluss zu sichern, ist vorerst gescheitert, die Münchener Rück hat einen Großteil der von der Deutschen Bank auf den Markt gebrachten Aktien übernommen. Sie hält jetzt knapp 20 Prozent der Aktien, andere Rückversicherer weitere 13 Prozent, die Versicherungskammer 12,5 Prozent.

Die Krise an den Aktienmärkten schüttelt auch die Nürnberger durch. Ende des Jahres 2001 hatte der Lebensversicherer noch vier Prozent stille Reserven. Die sind restlos aufgebraucht. Nach heutigem Dax-Stand beträgt der Wert der Aktienanlagen des Unternehmens 100 Mio. Euro weniger als die Anschaffungswerte, sagte Rupp.

Zitat:

„55 Prozent des Geschäfts kommen von Maklern und Strukturvertrieben“ – Nürnberger-Chef Riedel.

Quelle: Financial Times Deutschland

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