Ich hatte die Wahl und habe mich für den Spaß entschieden“, kommentierte Klaus Lederer im März den gerade verkündeten Rückzug von der Babcock-Borsig-Konzernspitze und seine Konzentration auf den Chefsessel bei der Werft HDW. Das haben die Mitarbeiter des Konzerns nicht vergessen.
Nur kurze Zeit war die Stimmung gut, als klar wurde, dass Lederer geht. Schließlich hatte er erst wenige Monate zuvor erklärt, sich ganz von den angestammten Geschäftsfeldern Anlagenbau und Energietechnik trennen zu wollen. Nun verließ er einfach mitsamt der Werftenbeteiligung den Konzern. Und bei Babcock Borsig wurde das ganze Ausmaß der Finanzkrise, die er hinterließ, deutlich.
1997 kam der heute 54-jährige Honorarprofessor der Universität Stuttgart an die Spitze der Deutschen Babcock, später Babcock Borsig. Dem Konzern mit damals fast 300 Tochtergesellschaften verordnete er eine radikale Straffung.
Dass er nicht gerade zimperlich agiert, wurde auch deutlich, als Lederer im Herbst 2000 den gesamten Vorstand der gerade übernommenen Werft HDW feuerte. „Solange alles glatt geht, kann das Management ja arrogant sein und uns erzählen, wir hätten keine Ahnung vom Schiffbau“, erklärte er damals. „Aber wenn das nicht mehr der Fall ist, wird es Zeit, etwas zu ändern.“
In den USA kennt sich Lederer gut aus, nicht zuletzt weil er mit einer Amerikanerin verheiratet ist. Bis zu seinem Wechsel an die Babcock-Spitze war er als General Manager für das weltweite Bremsen-Geschäft der New Yorker ITT Corporation zuständig. Und mit dem Chef des HDW-Käufers One Equity Partners, Richard Cashin, verbindet Lederer eine lange Freundschaft. Eine Zeit lang waren sie auch gemeinsam als Unternehmensberater in der Vier-Mann-Firma Boulders Capital zusammen mit Bill Billig und Aldo Fozzati aktiv. In einer Präsentation vor möglichen Geschäftspartnern pries sich Boulders Capital im Juli 2001 als geschickter Berater für große Übernahmen an. Als Erfolge wurden dort unter anderem der Verkauf des Kranbaus der Babcock-Tochter Noell an Fantuzzi und die Abgabe der Neumag an Saurer genannt. Dabei beriet Boulders Babcock Borsig.
In derselben Präsentation heißt es: „BBX [Babcock Borsig] kann für weniger als das vierfache EBITDA [Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen] gekauft werden und würde perfekt zu B+W [Babcock & Wilcox] passen.“ Das US-Unternehmen Babcock & Wilcox ist seit zwei Jahren wegen Asbest-Ansprüchen insolvent. Es stellt sich die Frage, ob Lederer beim Anpreisen seiner Firma für einen günstigen Preis an ein insolventes Unternehmen wirklich im Interesse seiner Aktionäre handelte, oder ob die Interessen der Unternehmensberatung im Vordergrund standen. Nachdem seine Beteiligung bekannt wurde, zog sich Lederer Ende 2001 aus Boulders Capital zurück.
Lederers Wechsel zu HDW scheint außer dem Spaß auch eine ernste Seite zu haben. Aus der Zeit des gemeinsamen Cash-Managements mit Babcock Borsig gibt es noch vielerlei abzuwickeln. Auch ist der neue Mehrheitsaktionär OEP daran interessiert, dass seine Interessen nicht zu kurz kommen. Immerhin hat OEP den Kaufpreis gezahlt und hohe Verpflichtungen von Babcock Borsig bei HDW zunächst abgedeckt.
Bild(er):
Klaus Lederer stieg bei Babcock Borsig aus – FTD/Uta Rademacher.
Katrin Berkenkopf und Herbert Fromme
Quelle: Financial Times Deutschland
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