Münchener Rück stützt US-Tochter

Rückstellungen für Altlasten bei American Re um 2 Mrd. Euro erhöht · Transaktion mit Allianz beendet

Von Herbert Fromme, Köln Die Münchener Rück muss weitere 2 Mrd. Euro für Altlasten ihrer US-Tochter American Re aufbringen. Gleichzeitig gab das Unternehmen bekannt, dass es die Rückstellungen für Schäden aus dem Terroranschlag vom 11. September für die gesamte Gruppe um 500 Mio. $ auf 2,63 Mrd. $ erhöht. Die Aktie des Konzerns verlor gestern 5,4 Prozent auf 230,00 Euro. Die Rating-Agentur Standard & Poor’s will die Bewertung von Münchener Rück und American Re überprüfen.

Das ist nicht die erste Geldspritze für die 1996 zum Preis von 4 Mrd. $ übernommene US-Tochter. In den vergangenen drei Jahren musste die Münchener Rück bereits 1,5 Mrd. Euro überweisen.

Nach der Auswechslung des Topmanagements Anfang des Jahres durchkämmten Prüfer der Konzernzentrale erneut die Bücher der American Re. Dabei entdeckten sie erhebliche Altlasten. Für Schäden aus Verträgen, die in den Jahren 1998 bis 2001 gezeichnet wurden, hat das Unternehmen zu geringe Schadenreserven gebildet. Das betrifft vor allem Arbeiterunfall, Asbest/Umwelt und Auto-Rückversicherung.

Mit der Reservestärkung reagiere der Konzern auf die sprunghaft gestiegene Belastung der American Re aus Schäden, die US-Erstversicherer melden, sowie auf mögliche Spätschäden, sagte Vorstand Clement Booth in einer Telefonkonferenz. Auch andere Rückversicherer hätten hohen Nachreservierungsbedarf, sagte John Phelan, seit Anfang des Jahres Chef der American Re und Mitglied des Konzernvorstands.

Die American Re fuhr schon 2001 einen Verlust von 1 Mrd. Euro ein. Das Ergebnis wird auch 2002 „tiefrot sein“, sagte Konzern-Finanzchef Jörg Schneider. Ab 2003 soll allerdings eine sprunghafte Verbesserung eintreten. Die wurde von Konzernchef Hans-Jürgen Schinzler in einer Stellungnahme auch sehr deutlich angemahnt: „Ich erwarte, dass die American Re nach der grundlegenden Neuausrichtung ab sofort kräftige Gewinne erwirtschaftet.“

Die Erhöhung der Rückstellung für den Schaden aus dem World Trade Center um 500 Mio. $Euro begründete das Unternehmen mit der hohen Komplexität und langen Abwicklung des Schadens.

Trotz der Gesamtbelastung von 2,5 Mrd. Euro aus den USA, die sich nach Steuern auf 1,6 Mrd. Euro belaufen wird, erwartet die Münchener Rück 2002 einen Rekordgewinn. Aus der Entflechtung mit der Allianz erzielte der Rückversicherer schon im ersten Halbjahr außerordentliche Gewinne von 4,7 Mrd. Euro. Die Transaktionen wurden mit Wirkung zum 30. Juni abgeschlossen. Die Aktionäre der Münchener Rück kann das wenig trösten: Bei den 4,7 Mrd. Euro handelt es sich um echtes Tafelsilber, das jetzt teilweise zum Ausgleich für Verluste aus schweren Managementfehlern herhalten muss.

Das aktuelle Geschäft verläuft nach Angaben der Unternehmensspitze sehr gut. Die Beiträge sollen 2002 zweistellig wachsen, in der zweiten Hälfte erwartet der Konzern eine Schaden-und Kostenquote von unter 100 Prozent, ein ausgezeichneter Wert. Der positive Trend sei auch in den USA spürbar, sagte Phelan. Aus dem in 2002 gezeichneten Geschäft will er einen Gewinn von 200 Mio. Euro erwirtschaften, nur die Altlasten sorgen für rote Zahlen. 2003 und 2004 sollen es je 600 Mio. Euro sein. Den Wermutstropfen liefern die Kapitalmärkte. Die Münchener Rück leidet unter schwachen Kapitalerträgen. Ob das Gewinnziel von 1,7 Mrd. Euro ohne alle Sonderfaktoren erreicht wird, ist noch offen.

Bild(er):

Konzernchef Hans-Jürgen Schinzler muss seinen Aktionären am 17. Juli den fallenden Kurs erklären – Reuters/Tobias Schwarz.

Quelle: Financial Times Deutschland

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