Von Ilse Schlingensiepen, Köln, und Herbert Fromme, München Das Bundeskartellamt hat gestern die Geschäftsräume von 13 deutschen Versicherern durchsucht. Der Vorwurf: Die Unternehmen hätten die Preise für Versicherungsdeckungen in der Großindustrie und für andere Firmenkunden nach Absprache erhöht. Betroffen von der Razzia waren unter anderem Allianz, Axa, Gerling und die Münchener-Rück-Tochter Victoria. Die Rückversicherer standen nicht im Visier des Amts. Auch regionale Niederlassungen wurden durchsucht.
Das Industrie-und Firmengeschäft ist seit Jahren die Achillesferse der deutschen Versicherungsbranche. Die Preise sanken seit Mitte der 90er Jahre kontinuierlich. Immer mehr Gesellschaften verabschiedeten sich aus dem Markt, zuletzt die AMB Generali – immerhin drittgrößter Versicherer in Deutschland.
Die Verknappung von Versicherungsschutz nach den Terroranschlägen vom 11. September bot der Branche den Anlass, die bereits eingeläutete Sanierung zu forcieren. Kräftige Preiserhöhungen vor allem für die Großindustrie wurden schon in den Vertragsverhandlungen für 2002 durchgesetzt. Bei der nächsten Runde für das Vertragsjahr 2003 wollen die Unternehmen auch kleinere Firmen verstärkt zur Kasse bitten.
Das Bundeskartellamt vermutet, dass dieses Vorgehen kein Zufall ist, sondern die Versicherer zu Lasten ihrer Kunden illegale Absprachen getroffen haben. Die Versicherer bestreiten das.
In der Branche wird angenommen, dass sich ein oder mehrere Industriekonzerne – zum Beispiel aus der Schwerindustrie – beim Kartellamt beschwert haben. „Es gibt Konzerne, die wegen ihrer hohen Schäden in der Vergangenheit zurzeit nur schwer Versicherungsdeckungen bekommen. Ich sehe da den Hintergrund dieser Aktion“, sagte ein Versicherer.
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Quelle: Financial Times Deutschland
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