Von Herbert Fromme, Köln Die Gothaer-Versicherungsgruppe hat Interesse an dem Not leidenden Lebensversicherer Familienfürsorge in Detmold angemeldet – wenige Tage bevor der von der BAFin eingesetzte Verwalter Kurt Wolfsdorf die Verträge über den Verkauf der Bestände des Unternehmens an den Konkurrenten HUK-Coburg fertig ausgehandelt hat.
Unterstützt wird Gothaer-Chef Werner Görg bei seinem Werben von zwei Schwesterunternehmen der Familienfürsorge, die ebenfalls im kirchlichen Bereich tätig sind. Die Pax-Familienfürsorge Krankenversicherung und die Bruderhilfe Sachversicherung bildeten zusammen mit der Familienfürsorge Leben einen Gleichordnungskonzern aus nebeneinander stehenden Versicherungsvereinen. Wie üblich bei dieser Konstruktion hatten die drei Gesellschaften weitgehend identische Vorstände. Die meisten der bei der Familienfürsorge gescheiterten Manager sind als Vorstände bei Pax und Bruderhilfe weiter im Amt.
Pax und Bruderhilfe haben gestern eine Vertriebspartnerschaft mit der Gothaer verkündet. Künftig wollen die Kirchenversicherer Lebenspolicen des Kölner Konzerns anbieten. Am liebsten hätten Görg und Bruderhilfe-Chef Michael Wendler allerdings ein noch weitergehendes Zusammengehen. „Sowohl Görg als auch Wendler schließen weiterhin eine Lösung für die Familienfürsorge mit Unterstützung der Gothaer nicht aus“, heißt es in einer Stellungnahme. „Auf diese Weise könnte der bestehende Verbund als Ganzes weiter agieren und würde durch einen starken Partner gestützt.“
Zwangsverwalter Wolfsdorf will sich darauf nicht einlassen. Den Gleichordnungskonzern habe er aufgelöst. „Die exklusiv mit der HUK-Coburg geführten Verhandlungen sind sehr weit fortgeschritten.“ Zwar müssen die Mitglieder-Vertretungen von Familienfürsorge und HUK-Coburg noch zustimmen. „Ich habe aber keinerlei Anzeichen für ein Scheitern der Vereinbarung.“
In Detmold geht inzwischen das Tauziehen um den Vertrieb los. Die Familienfürsorge hat 220 hauptberufliche selbstständige Vertreter, während bei Bruderhilfe und Pax 2500 nebenberufliche Vertriebsleute angesiedelt sind.
Viele Familienfürsorge-Vertreter würden gern weiterhin die Policen der bisherigen Schwestern verkaufen. Der HUK-Coburg geht es bei der Übernahme gerade um den Vertrieb. Sollten sie bei ihrer Intervention gegen den HUK-Deal keinen Erfolg haben, wollen Görg und Wendler die Vertreter offenbar abwerben. Die Bruderhilfe baut mit Hilfe der Gothaer einen eigenen hauptberuflichen Außendienst auf, der auf Abtrünnige Familienfürsorge-Vertriebler setzt. „Die Resonanz ist außerordentlich erfreulich“, sagte Wendler.
Quelle: Financial Times Deutschland
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