Swiss Life zapft seine Aktionäre an

Von Herbert Fromme, Köln Die angeschlagene Schweizerische Rentenanstalt/Swiss Life will sich frisches Geld von ihren Aktionären holen. Das Unternehmen kündigte gestern eine Kapitalerhöhung von 0,9 Mrd. bis 1,2 Mrd. Schweizer Franken (rund 700 Mio. Euro) an. Einzelheiten will der Marktführer unter den Schweizer Lebensversicherern erst am Mittwoch nennen. Der Aktienkurs brach um knapp zwölf Prozent ein.

Das Unternehmen steckt seit Monaten in einer schweren Krise. Die Überexpansion der letzten Jahre kam zusammen mit der negativen Entwicklung der Kapitalmärkte. Gleichzeitig musste die Rentenanstalt für die obligatorischen Betriebsrenten in ihrer Heimat bisher den gesetzlich vorgeschriebenen Zins von vier Prozent zahlen, der am Markt kaum zu erwirtschaften war.

Nach der Trennung von Unternehmenschef Manfred Zobl im Februar hat der Versicherer Unternehmensteile auf den Markt gebracht und eine Neuorientierung versprochen. Käufer werden unter anderem für die Banca del Gottardo und für das florierende deutsche Lebensversicherungsgeschäft gesucht.

Swiss Life ist nicht der einzige europäische Versicherer, der Kapitalmaßnahmen angekündigt hat. Zurich Financial Services (ZFS), der niederländische Versicherer Aegon und die britische Royal & Sun Alliance gehören zu den Gesellschaften, die ihre Kapitalbasis ebenfalls schnell stärken müssen.

Der Hintergrund: Während die Versicherer unter der schwachen Verfassung der Märkte leiden und ihre Kapitalausstattung unter Druck kommt, konnten sie in Kerngeschäftsfeldern Preiserhöhungen und damit steigende Beitragseinnahmen erzielen. Entsprechend wächst aber auch der Bedarf an Eigenkapital, um das Wachstum zu unterlegen – die Versicherer müssen den Anforderungen der Aufseher entsprechen.

ZFS hatte am 5. September eine Kapitalerhöhung von 2,0 bis 2,5 Mrd. $ für Oktober angekündigt. Die frischen Papiere sollen bestehenden Aktionären im Verhältnis zwei neue für drei alte Aktien angeboten werden. Die Agentur Reuters zitierte Züricher Finanzkreise, nach denen der Bezugspreis nach jetzigem Stand bei 65 Franken liegen soll. Das wäre ein erheblicher Abschlag auf den momentanen Preis der Aktie, die gestern in Zürich um 4,7 Prozent auf 135 Franken zulegte. Sollten sich diese Werte im Oktober bestätigen, würden der ZFS 2,4 Mrd. $ zufließen.

Aegon geht einen anderen Weg der Eigenmittelstärkung. Der Mehrheitsaktionär Vereniging Aegon, der bisher 52 Prozent der Stimmrechte hielt, verkauft für 3,85 Mrd. Euro Aegon-Aktien. Damit sinkt sein Anteil an den stimmberechtigten Aktien auf 33 Prozent. Mit dem Erlös reduziert die Vereniging ihre Schulden um 1,5 Mrd. Euro. Der Rest wird zur Stärkung der Aegon-Kapitalbasis verwendet.

Zitat:

„Schwache Märkte und höhere Prämien sorgen für Eigenkapitalbedarf“.

Quelle: Financial Times Deutschland

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