Von Ilse Schlingensiepen und Herbert Fromme, Köln Bei der Gerling Globale Rückversicherung (GGR), dem Rückversicherer des Gerling-Konzerns, wird die Luft immer dünner. Die GGR hat ihre Teilnahme am großen Rückversicherungstreffen in Baden-Baden, das am Montag beginnt, abgesagt. In einer Mitteilung an ihre Kunden schreibt die Gesellschaft, dass sie sich zurzeit „in wichtigen strategischen Gesprächen über die Neuausrichtung der Gerling-Globale-Rück-Gruppe“ befinde und deshalb die vereinbarten Termine nicht einhalten könne. Die GGR – mit 5,9 Mrd. Euro Prämieneinnahmen der sechstgrößte Rückversicherer der Welt – will den Kunden kurzfristig über die Ergebnisse der Verhandlungen Bescheid geben.
Gleichzeitig hat das Management die Mitarbeiter über die Absage informiert. „Wir möchten Ihnen mitteilen, dass unsere Gespräche über die zukünftige Entwicklung unseres Non-Life-Rückgeschäftes bislang keine Lösung ergeben haben“, heißt es in dem Schreiben.
Der kränkelnde Gerling-Konzern verhandelt seit zwei Wochen mit internationalen Investoren über eine Übernahme eines Teils seines Rückversicherungsgeschäfts, nachdem eine fast ausverhandelte Übernahme durch die französische Scor am Widerstand der Scor-Aktionäre gescheitert war. Dabei geht es um das Nicht-Leben-Geschäft, für die Lebensrückversicherungssparte gibt es Interessenten, darunter die Hannover Rückversicherung.
Gerling hatte sich für die Suche nach einem Partner für die Rück einen Termin gesetzt; eine Entscheidung sollte noch vor Beginn des Baden-Badener Treffens fallen. „Wir haben entschieden, die Baden-Baden-Frist aufzugeben“, sagte jetzt ein Gerling-Sprecher. „Es wäre verrückt mitzuteilen, dass wir aufgeben, und dann am nächsten Dienstag doch noch einen Investor zu finden.“
In Branchenkreisen heißt es, dass es in den laufenden Gesprächen mit möglichen Investoren jetzt nur noch um Teile des GGR-Geschäfts geht und nicht um das gesamte europäische Nicht-Leben-Portfolio. Es wird daher immer wahrscheinlicher, dass die Gerling-Gruppe einen großen Teil ihres aktiven Rückversicherungsgeschäfts komplett einstellen wird. Das heißt, dass sie kein neues Geschäft von Erstversicherern mehr annimmt, ihren bestehenden Verpflichtungen aber nachkommt. Das ermöglichen die vorhandenen Schadenrückstellungen. Im Moment will Gerling offenbar die Ankündigung eines solchen Schritts noch hinauszögern. Schließlich findet nächsten Freitag das jährliche Meeting des gesamten Gerling-Managements statt.
Wenn die GGR tatsächlich in die Abwicklung geht, wäre das eines der größten Ereignisse dieser Art in der Geschichte der Rückversicherung. Der Kampf ums Überleben der Kölner Gesellschaft wird von der Branche mit Argusaugen verfolgt. „Gerling wird in Baden-Baden das dominierende Thema sein“, erwartet ein Rückversicherer.
Quelle: Financial Times Deutschland
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