Erste Schätzung der Allianz bei 80 Mio. Euro “ Gleiche Zugbahn wie die von „Daria“
Von Herbert Fromme, Köln.
Versicherer und Rückversicherer rechnen mit hohen Millionenzahlungen für Schäden, die das Sturmtief „Jeanett“ am Sonntag angerichtet hat. Marktführer Allianz erwartet allein aus dem Deutschlandgeschäft rund 80 000 Schäden mit einer Gesamtsumme von 80 Mio. Euro. Davon übernehmen Rückversicherer einen bedeutenden Teil. „Allerdings ist das nur eine erste grobe Schätzung“, sagte ein Allianz-Sprecher.
Keine Summen nennen wollte die Münchener Rück, weltweit der größte Rückversicherer. „Unsere Experten sind dabei, die vorliegenden Daten auszuwerten“, sagte ein Sprecher. Rein geographisch sei die Zugbahn von „Jeanett“ mit dem Sturmtief „Daria“ vergleichbar, das am 25. Januar 1990 große Schäden in Frankreich, Großbritannien, Deutschland und benachbarten Ländern anrichtete.
„Der,Jeanett‘-Schaden wird aber vermutlich deutlich unter dem für,Daria‘ liegen“, sagte der Sprecher. Bei „Daria“ betrug der versicherte Schaden nach Münchener-Rück-Angaben 4,4 Mrd. Euro. Die Swiss Re, Nummer zwei auf dem Weltmarkt, rechnete Schadensummen in aktuelle Preise um. Danach war „Daria“ – zu Preisen von 2001 – mit 6,2 Mrd. Euro der viertteuerste Sturm in der Welt seit 1970.
Schwere Sturmschäden treffen die Versicherer vor allem in der Gebäudeversicherung, den Hausratsdeckungen und in der Autoversicherung, weil unter Kaskopolicen auch Sturmschäden an Pkw versichert sind. Dazu kommen noch Industrie-und Gewerbepolicen. Die Versicherer kommen grundsätzlich für Sturmschäden ab Windstärke acht auf, das sind 62 bis 74 km/h. „Jeanett“ wütete mit bis zu 180 km/h.
Die schweren Sturmschäden treffen Rückversicherer meistens härter als ihre Kunden, die Erstversicherer. Denn bei hohen Summen greifen die Schutzdeckungen, mit denen Erstversicherer sich selbst gegen große Katastrophenereignisse absichern.
Das Jahr 2002 ist besonders schadenträchtig, was Naturkatastrophen angeht. Die Augustfluten, Stürme im Juni und Juli und besonders eine große Zahl örtlicher Hagelschläge sorgen für hohe Schadenzahlungen. Die Sturmschäden belasten vor allem die Gebäudeversicherer, darunter Marktführer Allianz und die regional arbeitenden öffentlichen Unternehmen wie die drei Provinzial-Gruppen, die Sparkassenversicherer, die Versicherungskammer Bayern und die Feuersozietät Berlin-Brandenburg.
Stürme dominieren die Schadenbilanz bei Naturkatastrophen: Nach Angaben der Münchener Rück entfielen in 2001 rund 92 Prozent der 11,5 Mrd. $ Schadenzahlungen aus Naturereignissen auf Stürme. Seit den sechziger Jahren steigen die Sturmschäden stark an. Die Münchener Rück sieht dafür drei wesentliche Ursachen: Klimaänderungen, die aus der globalen Erwärmung entstehen, höhere Risiken durch exponierte Bebauung wie Hotelburgen an hurrikangefährdeten Küsten, und die größere Versicherungsdichte, weil die Versicherer mehr Gebäudedeckungen verkaufen.
Zurzeit erhöhen die Rückversicherer die Preise für Sturmdeckungen kräftig. Das führt mit Sicherheit zu höheren Preisen für die Endkunden. Außerdem verlangen immer mehr Versicherer, dass Kunden einen Teil des Risikos selbst tragen, also höhere Selbstbehalte akzeptieren.
Zitat:
„,Jeanett‘ wird vermutlich deutlich billiger als,Daria'“ – Münchener Rück.
Quelle: Financial Times Deutschland
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