Von Herbert Fromme, Köln Nach der Gerling Globale Rück befindet sich ein weiterer Rückversicherer in schwerer See. Die französische Scor, die im September noch Gerling Rück kaufen wollte, gab gestern Morgen eine Gewinnwarnung heraus. Das Unternehmen erwartet für 2002 ein Defizit von 250 Mio. Euro. In der ersten Hälfte des Jahres hatte der Rückversicherer noch einen Gewinn von 21 Mio. Euro erzielt.
Zur Begründung für den plötzlichen Umschwung nannte Scor-Chef Jacques Blondeau die Flutkatastrophen in Zentraleuropa, die Scor 70 Mio. Euro vor Steuern kosteten, und negative Ergebnisse aus der Kreditversicherung von 38 Mio. Euro. Hinzu kamen Abschreibungen auf Aktien und Beteiligungen von 230 Mio. Euro und Reservestärkungen von 225 Mio. Euro für alte Risiken, vor allem aus dem Arbeiter-, Unfall-und Programmgeschäft in den USA.
Blondeau stieß schon bei dem gescheiterten Versuch, mit der kapitalschwachen Scor die größere Gerling Globale Rück zu übernehmen, auf Unverständnis in der Branche. Jetzt hat er ein weiteres Glaubwürdigkeitsproblem. Während der Verhandlungen um die Übernahme der Gerling Rück hatte er eine mögliche Kapitalerhöhung in Aussicht gestellt, um den Kaufpreis aufzubringen. Scor kaufte Gerling Rück dann zwar nicht, gab aber dennoch eine Kapitalerhöhung bekannt. Ursprünglich sollten daraus 400 Mio. Euro geschöpft werden, „um die Chancen im härteren Markt besser zu nutzen“.
Jetzt kann die Gesellschaft froh sein, wenn die Kapitalerhöhung dem Jahresverlust entspricht. Vom Nutzen der Marktchancen ist nicht mehr die Rede. Auch ein Scheitern der Kapitalerhöhung ist nicht ausgeschlossen. Die Scor-Aktie verlor gestern mehr als 28 Prozent auf 7,50 Euro.
Die Scor will ab 2003 in die Gewinnzone zurückkehren. Dafür sollen die Geschäftsfelder Alternativer Risikotransfer sowie Kredit und Kaution zurückgefahren sowie die Lebens-und Firmen-Rückversicherung ausgebaut werden. Außerdem will Blondeau die Kosten senken.
Quelle: Financial Times Deutschland
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