Rückversicherer hofft auf 400 Mio. Euro aus Kapitalerhöhung
Von Herbert Fromme, Köln Denis Kessler, seit dem 4. November Chef des angeschlagenen französischen Rückversicherers Scor, kündigte gestern einen Jahresverlust von rund 400 Mio. Euro an. Das liegt deutlich über der vom abgelösten Vorstandsvorsitzenden Jacques Blondeau genannten Größe von 250 Mio. Euro. Für 2001 hatte Scor schon einen Verlust von 278 Mio. Euro gemeldet.
In den ersten neun Monaten 2002 betrug der Verlust 425 Mio. Euro, sagte Kessler. Das sei das Ergebnis einer genauen Prüfung der Bilanzsituation, die er nach seinem Amtsantritt eingeleitet habe. Die Reserven mussten um 340 Mio. Euro verstärkt werden, vor allem in den USA. Dort kommen hohe Schäden aus dem Programmgeschäft und anderen Aktivitäten aus den Jahren 1998 bis 2001 auf die Scor zu. Abschreibungen auf Aktien und andere Wertpapiere belaufen sich auf 137 Mio. Euro, realisierte Verluste aus Kapitalanlagen auf 131 Mio. Euro. Ab 2003 werde das Unternehmen wieder Gewinn zeigen – und zwar nach Steuern mehr als zehn Prozent auf das eingesetzte Kapital, sagte er.
Kesslers Bilanzaufräumaktion fand den Beifall der Börse. Der Kurs stieg um 11,6 Prozent auf 6,81 Euro. Analysten begrüßten außerdem seine Ankündigung, statt der aggressiven Wachstumspolitik Blondeaus künftig einen ertragsorientierten Kurs zu fahren. Die Gruppe will ihren Versicherungsumsatz 2003 um 600 Mio. Euro oder mehr als zehn Prozent senken. Vor allem im risikoreichen US-Markt werde sich Scor zurückhalten, dort soll das Geschäft in der Schaden-und Unfall-Rückversicherung um 30 Prozent reduziert werden. Künftig will sich die Gruppe, die kurzzeitig als möglicher Käufer der inzwischen in Auflösung befindlichen Gerling Globale Rück im Gespräch war, auf Europa und Asien konzentrieren. Kessler will innerhalb von zwei Jahren die Kosten um 15 Prozent senken und Scor grundsätzlich neu aufstellen.
Zur geplanten Kapitalerhöhung sagte Kessler, sie solle 350 bis 400 Mio. Euro frisches Geld bringen. Das würde gerade den erwarteten Verlust 2002 decken. Trotzdem erhofft sich Kessler davon eine deutliche Stärkung für das Geschäftsjahr 2003. Die Unterstützung großer Aktionäre hat er offenbar: Zehn von ihnen hätten der Kapitalerhöhung schon zugestimmt, damit sei die Hälfte des Geldes zugesagt. Wichtigster Aktionär ist mit knapp 25 Prozent der französische Versicherer Groupama.
Quelle: Financial Times Deutschland
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