Verband fordert bessere Vorsorge durch Nothäfen
Von Herbert Fromme, Hamburg Die deutschen Reeder sind gegen neue Sicherheitsvorschriften für die Seeschifffahrt, wie sie als Konsequenz der durch den Tanker „Prestige“ ausgelösten Ölkatastrophe in Spanien gefordert werden. „Besser wäre es, die schon bestehenden Vorschriften konsequent umzusetzen“, sagte Frank Leonhardt, Vorsitzender des Verbandes Deutsche Reeder (VDR).
Der VDR tritt für eine bessere Vorsorge ein. „Wir brauchen ein professionelles Sicherheitsmanagement an Europas Küsten“, sagte VDR-Hauptgeschäftsführer Bernd Kröger. So müsse das Nothafenprojekt für Schiffe mit Problemen, das die EU ab 2004 vorsieht, schon 2003 verwirklicht werden.
Deutsche Reeder besitzen nur 35 Tanker, darunter acht Öltanker, sagte Kröger. Von ihnen sei die Mehrheit nicht mit der doppelte Außenhülle ausgestattet, die aus Sicherheitsgründen ab 2015 verpflichtend wird.
Die VDR-Mitglieder haben sich auf Containerschiffe spezialisiert. In diesem Segment sind sie Weltmarktführer. 2002 sei ein sehr schweres Jahr, sagte Leonhardt. Der Preisverfall für die Charterraten (Mietpreise) von Containerschiffen sei langsam überwunden, wirke sich aber noch dramatisch auf die Ertragslage aus. Vor allem Firmen mit kleineren Schiffen seien betroffen, Reeder mit größeren Einheiten, die langfristig verchartert seien, stünden dagegen gut da.
Unzufrieden ist der VDR mit der Reduzierung der staatlichen Zuschüsse. Statt 45 Mio. Euro erhalten die Reeder 2003 nur noch 31 Mio. Euro, um Kostennachteile durch die deutsche Flagge auszugleichen. Der Druck zum Ausflaggen werde dadurch größer, sagte Kröger. Von ihren Schiffen betreiben die Reeder zur Zeit ohnehin nur 550 unter deutscher Flagge, ihre Zahl ging in diesem Jahr um 55 zurück – während die Gesamtflotte deutscher Reedereien um 110 Einheiten auf 2200 zulegte.
Kröger bezifferte den tatsächlichen Kostennachteil der deutschen Flagge auf 140 Mio. bis 150 Mio. Euro. Neben den direkten Staatshilfen verlangt der VDR eine Erhöhung des Anteils an der Lohnsteuer der Seeleute, den die Reeder einbehalten dürfen. Zur Zeit sind es 40 Prozent oder 15 Mio. Euro. Auch die Abschaffung der Sozialversicherungspflicht für ausländische Seeleute auf deutschen Schiffen würde helfen, sagte Kröger.
Zitat:
„Besser wäre es, bestehende Vorschriften konsequent umzusetzen“ – Reeder Frank Leonhardt.
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo