Steigende Schäden treffen auf niedrigere Kapitalerträge
Von Ilse Schlingensiepen, Köln Die Krise an den Aktienmärkten hat die privaten Krankenversicherer (PKV) schon 2001 böse erwischt. Nach einer Analyse des Informationsdienstes Map-Report verbuchte die Branche 353 Mio. Euro Verluste bei Kapitalanlagen, 384 Mio. Euro Abschreibungen und 347 Mio. Euro unterlassene Abschreibungen nach Paragraf 341b Handelsgesetzbuch (HGB) – zusammen rund 1,1 Mrd. Euro. Die Bilanzen für 2002 werden voraussichtlich noch schlechter ausfallen.
Autor Reinhard Klages hat die Geschäftsberichte der Unternehmen und die Zahlen des PKV-Verbands analysiert. Mit der Informationspolitik der Versicherer geht er hart ins Gericht. Es sei bekannt, dass sie sich nicht gern in die Karten sehen lassen, schreibt Klages. „Aber was sich die Branche in Sachen Paragraf 341b HGB und den Bewertungsreserven erlaubt, das schlägt dem Fass den Boden aus.“
Für die Kunden verheißen die Untersuchungsergebnisse wenig Gutes. Obwohl die Branche rund die Hälfte der notwendigen Abschreibungen aufgeschoben hat, sank die Nettorendite von 7,2 Prozent im Jahr 2000 auf 6,2 Prozent 2001 – ohne Aufschub wären es sogar nur 5,8 Prozent gewesen. Gleichzeitig stiegen die Ausgaben für Schäden stärker als die Beitragseinnahmen. Von 1998 bis 2001 verschlechterte sich die Schadenquote – das Verhältnis von Prämieneinnahmen zu Schadenzahlungen – von 77,5 auf 83,0 Prozent.
Beide Entwicklungen zusammen seien ein „Teufelsgebräu“, so Klages. Die Belastung der Gewinne schmälert die Zuführungen zu den Rückstellungen für Beitragsrückerstattungen, mit denen künftige Prämienerhöhungen abgemildert werden können. Für 2003 mussten viele Versicherer ihre Beiträge bereits deutlich erhöhen. „Insgesamt dürfte sich die Situation am Markt langfristig drastisch verschärfen, wenn die Beitragseinnahmen mit Anhebung der Versicherungspflichtgrenze zusätzlich ausgebremst werden könnten.“
Quelle: Financial Times Deutschland
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