Deutsche-Bank-Chef will Mehrheit an NCM Credit “ S&P senkt Rating der Versicherer
Von Herbert Fromme, Köln Die Deutsche Bank will die Mehrheit an der Gerling NCM Credit und Finance AG übernehmen, dem zweitgrößten Kreditversicherer der Welt. Nach Informationen der Financial Times Deutschland verhandelt die Bank, die selbst mit 34,5 Prozent am Gerling-Konzern beteiligt ist, mit dessen Mehrheitsaktionär Rolf Gerling und dem Konzernmanagement.
Der Gerling-Konzern besitzt 75 Prozent der Gerling NCM, die übrigen 25 Prozent hält die Swiss Re. Deutsche Bank und Gerling wollten keinen Kommentar abgeben.
Mit rund 1,3 Mrd. Euro Umsatz ist Gerling NCM Weltmarktzweiter hinter der Allianz-Tochter Euler & Hermes. Das erfolgreiche Unternehmen ging Ende 2001 aus der Fusion der Gerling Kredit und der niederländischen NCM hervor. Es versichert Industrie, Handel und Gewerbe gegen Forderungsausfälle, falls Kunden zahlungsunfähig werden. Dafür unterhält es eine Datenbank über weltweit 35 Millionen Firmen, die für die Deutsche Bank attraktiv sein könnte.
Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass die Bank langfristig die Mehrheit an Gerling NCM behalten will. Eher geht es darum, den Kreditversicherer aus den rufschädigenden Turbulenzen um den Gerling-Konzern herauszuhalten. Ein Börsengang der Gerling NCM – den ihr Chef Bernd Meyer ohnehin plant – könnte dem Institut mittelfristig einige Millionen aus dem fatalen Gerling-Engagement zurückbringen.
Gleichzeitig brächte der Deal dem angeschlagenen Versicherungskonzern sofort einen dringend benötigten Mittelzufluss, der nach Ansicht von Experten im dreistelligen Millionenbereich liegen müsste.
Die Krise der Gerling-Gruppe, die ihre beiden Aktionäre nach hohen Verlusten zum Verkauf gestellt haben, verschärfte sich indes weiter. Die Rating-Agentur Standard & Poor’s änderte gestern ihre Bewertung der beiden wichtigsten operativen Gesellschaften der Gruppe von „A-“ auf „BBB“. Betroffen sind die Gerling-Konzern Lebensversicherungs-AG (GKL) und die Gerling-Konzern Allgemeine Versicherungs AG (GKA). Das erhöht den Druck auf die laufenden Verkaufsgespräche. „Jetzt muss in den nächsten sechs Wochen eine Entscheidung über die Zukunft des Konzerns fallen“, sagte ein Gerling-Manager.
Mit der „BBB“-Beurteilung haben es die beiden Gesellschaften sehr viel schwerer, im Markt Neugeschäft zu gewinnen. Die GKA ist vor allem als Industrieversicherer tätig, die GKL hat einen guten Ruf in der betrieblichen Altersversorgung. Die Versicherungseinkäufer von Großkonzernen, die Gerling unbedingt als Gegengewicht zur Allianz erhalten wollen, haben wegen des schlechteren Ratings große Probleme: Wenn sie ihr Geschäft weiter bei den Gerling-Gesellschaften platzieren, die aber eines Tages ins Trudeln geraten und ihren Verpflichtungen nicht nachkommen können, müssen sich die Einkäufer rechtfertigen.
S&P-Analystin Karin Clemens begründete die Rating-Maßnahme mit der reduzierten Kapitalausstattung der Unternehmen. Außerdem gebe es bisher kein glaubhaftes Kaufangebot für die Gerling-Gruppe. Das Angebot des HDI, Gerling für Aktien an einer nicht börsennotierten Holding in einer für die Alt-Aktionäre inakzeptablen Höhe zu übernehmen, nimmt S&P offenbar nicht ernst.
Gerling-Finanzchef Immo Querner nannte die S&P-Bewertung in einer E-Mail an die Gerling-Mitarbeiter „völlig unangemessen“. Die Begründung sei „schwer nachvollziehbar“. Querner verwies auf Beurteilungen der konkurrierenden Rating-Agenturen Moody’s und AM Best, die günstiger ausfielen und alle Konzerngesellschaften zumindest in der wichtigen „A“-Klasse beließen.
S&P senkte auch das Rating der Gerling Globale Rück (GGR) weiter von „BBB“ auf „BB“. Die GGR befindet sich in Abwicklung und wurde vom Konzern an den früheren Frankona-Chef Achim Kann abgegeben, um die eigene Bilanz von den GGR-Problemen zu befreien. Der umstrittene Deal muss noch von Versicherungsaufsehern in New York, London und Bonn genehmigt werden.
Quelle: Financial Times Deutschland
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