Börsenkrise und höhereReserven treffen HDI-Tochter
Von Herbert Fromme, Köln Die Hannover Rück, mit 12,5 Mrd. Euro an Beiträgen die größte Tochtergesellschaft des Industrieversicherers Haftpflichtverband der Deutschen Industrie (HDI), verfehlt offenbar das selbst gesteckte Ergebnisziel für 2002 von 300 Mio. Euro Gewinn nach Steuern. „Unser Gewinn wird mindestens 250 Mio. Euro betragen“, sagte Vorstandschef Wilhelm Zeller bei einer Telefonkonferenz mit Analysten. „Die 300 Mio. Euro sind noch möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich.“ Die im MDax notierte Aktie fiel gestern auf 22,60 Euro.
Das Unternehmen wurde von drei negativen Faktoren getroffen: Der Abwärtstrend der Finanzmärkte sorgte für hohen Abschreibungsbedarf von 203 Mio. Euro auf Wertpapiere. Beim Verkauf von Aktien büßte das Unternehmen weitere 113 Mio. Euro ein, zusammen ist der Verlust fast doppelt so hoch wie 2001, als 163 Mio. Euro aus diesen beiden Positionen verdaut werden mussten.
Außerdem verbesserte sich das Ergebnis in der Kernsparte Schaden-und Unfallrückversicherung viel weniger stark als erwartet – eine Überraschung in den Zeiten hoher Preise und günstiger Bedingungen für Rückversicherer. Zeller begründete das erstens mit niedrigeren Erstattungen durch andere Rückversicherer („die gut an uns verdient haben, und das nach einigen schweren Jahren auch zu Recht“). Zweitens müsse die Hannover Rück die gegenwärtige harte Marktphase nutzen und für aktuelle Schäden höhere Reserven aufbauen als sonst üblich wären. „Dabei geht es nicht um Altlasten, wir müssen keine Reservestärkungen für frühere Jahre vornehmen“, betonte Zeller. Darin unterscheide sich die Hannover Rück von vielen Konkurrenten.
Schließlich hatte auch der im Vergleich zum Euro schwache US-Dollar einen negativen Effekt, den Zeller und Finanzchefin Elke König aber nicht quantifizieren wollten.
Für Großschäden musste die Hannover Rück 286 Mio. Euro zahlen, davon wurden 104 Mio.Euro von anderen Rückversicherern erstattet. Netto blieben 182 Mio. Euro in den Büchern der Hannoveraner Gesellschaft. Den größten Schaden richtete die Sommerflut mit 70 Mio. Euro netto an, gefolgt von 52 Mio. Euro an den Londoner Versicherungsmarkt Lloyd’s aus langlaufenden Deckungen. Schon 2001 kostete das Engagement bei Lloyd’s die Hannover Rück 33 Mio. Euro.
Quelle: Financial Times Deutschland
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