Finanzaufsicht verbietet Gerling-Deal

Behörde BaFin blockiert Verkauf des Rückversicherers GGR “ Unruhe um Pensionsrückdeckung für Vorstände Von Herbert Fromme, Köln

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) blockiert den umstrittenen Verkauf der Gerling Globale Rück (GGR). Sie hat die Übernahme der hoch defizitären GGR durch den früheren Frankona-Chef Achim Kann mittels dessen schwach kapitalisierter GmbH Lago Achte nicht genehmigt. Der Gerling-Konzern erwarte noch in dieser Woche den ablehnenden Bescheid der Behörde, hieß es in Versicherungskreisen. Sprecher von BaFin und Gerling lehnten Stellungnahmen ab.

Die Entscheidung der Aufsicht unter ihrem Präsidenten Jochen Sanio bringt die Versicherungsgruppe und ihre Aktionäre – Rolf Gerling hält 65,5 Prozent, die Deutsche Bank 34,5 Prozent – in eine heikle Situation.

Der Vertrag mit Kann ist jetzt hinfällig. Damit hat der Konzern den in Abwicklung befindlichen Rückversicherer wieder in der eigenen Bilanz und dürfte Schwierigkeiten haben, die gesetzlich verlangten Eigenkapitalanforderungen zu erfüllen.

Außerdem blockiert das ungelöste GGR-Problem alle Verhandlungen über den Verkauf des Hauptteils der Gruppe, den die Aktionäre in die Wege geleitet haben. Dafür interessiert sich vor allem der Haftpflichtverband der Deutschen Industrie (HDI). Auch der US-Investor Christopher Flowers und Konsortien weiterer US-Investoren verhandeln. Ohne klare Abtrennung des Rückversicherers mit seinen Altlasten ist ein Abschluss aber kaum möglich.

Konzernchef Heinrich Focke muss jetzt erst einmal Zeit gewinnen. Deshalb werde Gerling wohl gegen die Entscheidung der BaFin vor dem Verwaltungsgericht Frankfurt klagen, so die Kreise. Gleichzeitig werde der Versicherer einen Antrag auf „vorläufigen Rechtsschutz“ stellen – das Äquivalent im Verwaltungsrecht zur einstweiligen Verfügung. Damit gewinne der Gerling-Konzern vier bis sechs Wochen Zeit, in der eine neue Lösung für die GGR gefunden werden könnte.

Hier plant der Konzern offenbar eine Doppelstrategie. Einerseits wird ein neuer, veränderter Vertrag mit Achim Kann angestrebt, der den Bedenken der BaFin Rechnung trägt. Andererseits verhandelt Focke auch mit Christopher Flowers in dessen Rolle als Chef der Bermuda-Gesellschaft Castlewood Holdings. Castlewood ist Spezialist für die Abwicklung von stillgelegten Rückversicherern, dem „Run-off“.

Allerdings verknüpft Flowers, der sich zurzeit zu Gesprächen mit Gerling in Köln aufhält, die Bereitschaft zur Übernahme der GGR an teure Bedingungen. „Lieber wäre Focke ein neuer Vertrag mit Kann, den die BaFin genehmigen könnte“, so ein Insider.

Nach fast einem Jahr zermürbender Unsicherheit über die Zukunft der Gruppe liegen bei Gerling die Nerven blank. Für Aufregung sorgte gestern ein im Unternehmen bekannt gewordener Rückdeckungsvertrag für Pensionsansprüche der sechs Holdingvorstände und vier weiterer leitender Mitarbeiter. Konzernchef Focke musste die Angelegenheit vor Betriebsräten und leitenden Angestellten erklären, bestätigte ein Gerling-Sprecher.

Für eine einmalige Prämie von 14 Mio. Euro kaufte die Holding Rückdeckungsversicherungen für die zehn Manager bei der eigenen Tochter Gerling Leben. „Die Verträge wurden 2002 geschlossen, als die Verhandlungen mit dem HDI begannen“, sagte der Sprecher. Sie decken die Pensionsansprüche der Betroffenen für den Fall ab, dass die Gerling-Holding von einem möglichen Käufer aufgelöst oder insolvent wird.

„Diese zehn haben keine Ansprüche gegen den Pensionssicherungs-Verein, das ist bei den übrigen 108 Mitarbeitern, die nur für die Holding tätig sind, anders“, sagte der Sprecher. Die Pensionsansprüche der Manager seien dabei nicht erhöht worden. Das Verfahren sei bei Übernahmeverhandlungen „absolut üblich“.

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Das Logo des Gerling-Konzerns: Der angeschlagene Versicherer hat nach der Entscheidung der Aufsicht noch mehr Probleme – Lago Achte GmbH, Frank Darchinger, Andreas Pohlmann.

Quelle: Financial Times Deutschland

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