Mindestens 5 Mrd. Euro sollen in die Kasse kommen “ Rating-Agenturen machen Druck “ Banken garantieren Platzierung
Von Herbert Fromme, München Die Allianz bittet die Finanzmärkte zur Kasse. Rund 5 Mrd. Euro will sich der Konzern, der an der Börse gerade noch 15 Mrd. Euro Wert ist, von seinen Aktionären und anderen Anlegern holen: 3,51 Mrd. Euro durch eine Kapitalerhöhung und 1,5 Mrd. Euro durch eine nachrangige Anleihe. Die Börse reagierte unwillig, der Kurs brach gegen den Markttrend um 7,4 Prozent auf 60 Euro ein.
Die Allianz-Führung unter dem ausscheidenden Konzernchef Henning Schulte-Noelle, der in den Aufsichtsrat wechselt, und seinem Nachfolger Michael Diekmann musste handeln. Sie zog die Konsequenzen aus der Erosion der Kapitalbasis durch die Aktienbaisse. Vorstand Helmut Perlet sagte, die Gruppe erfülle zwar mit verfügbaren Mitteln von 21,7 Mrd. Euro zu 153 Prozent die gesetzlichen Anforderungen an die Eigenkapitalausstattung. Das Bild sehe bei den intern aufgestellten Regeln allerdings anders aus: Da seien für das gegenwärtig betriebene Geschäft 44 Mrd. Euro Risikokapital nötig, vorhanden seien aber nur 41,8 Mrd. Euro.
Vorstand Paul Achleitner verteidigte den Zeitpunkt der Maßnahmen. Wenn man einen solchen Schritt beschlossen habe, müsse man ihn auch mitteilen, um Spekulation und Volatilität aus der Aktie zu nehmen. „Außerdem könnte es sich zeigen, dass das Timing nicht so schlecht gewählt war“, sagte Achleitner. Bei einem kurzen Irak-Krieg könnten möglicherweise viele Unternehmen danach Kapitalmaßnahmen ankündigen. „Dann sind wir schon da.“
Mit ihrem Schritt kommt die Allianz den Anforderungen der Rating-Agenturen nach. Standard & Poor’s senkte die Beurteilung um eine Stufe von „AA“ auf „AA-„, bei Moody’s liegt die Allianz bei „Aa2“. Achleitner sagte, die Allianz wolle im „AA“-Bereich bleiben. Die Rating-Agenturen hätten deutlich gemacht, dass dafür eine Kapitalerhöhung nötig sei. Für Versicherer sind gute Ratings entscheidend: Wenn die Kunden der Finanzstärke nicht trauen, bleiben sie weg.
Der Preis, zu dem die 117 Millionen frischen Aktien aus der Kapitalerhöhung den Anteilseignern angeboten werden, wird erst kurz vor der Emission bekannt gegeben. Auf jeden Fall werden der Allianz daraus 3,51 Mrd. Euro zufließen. Denn ein Viererkonsortium aus Deutsche Bank, Goldman Sachs, Schröder Salomon Smith Barney und UBS Warburg garantiert die Platzierung der Aktien zu einem Preis von mindestens 30 Euro.
Der scheidende Konzernchef Henning Schulte-Noelle und Nachfolger Michael Diekmann müssen handeln, um der Erosion der Allianz-Kapitalbasis zu begegnen – Sven Simon
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Quelle: Financial Times Deutschland
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