Versicherer aus Österreich will sich von seinem Anteilspaket nicht trennen “ Aber auch kein Interesse an Übernahme
Von Christian Höller, Wien, und Herbert Fromme, Köln Die österreichische Uniqa-Versicherung will sich von ihrem 13-Prozent-Anteil an der deutschen Versicherungsgruppe Mannheimer nicht trennen. „Wir haben derzeit keine Verkaufsabsichten“, sagte Uniqa-Chef Konstantin Klien der FTD in Wien.
Die Gesellschaft, die zu den mittelgroßen Branchenvertretern in Deutschland gehört, hatte sich bei ihren Aktienanlagen gewaltig verspekuliert. Als Reaktion stellte die Mannheimer das Neugeschäft mit Kapitallebensversicherungen ein und reduzierte die Verzinsung für bestehende Verträge auf das gesetzlich verlangte Minimum, das je nach Abschlussdatum des Vertrages zwischen 3,25 Prozent und vier Prozent beträgt. Kaum überraschend, dass der Lebensversicherer der Gruppe dem Vernehmen nach den Stresstest der Versicherungsaufsicht BaFin nicht bestanden hat.
Die Gesellschaft verhandelt unter Druck der BaFin mit möglichen Partnern über eine Fusion oder Teilfusion. Nach Informationen aus Versicherungskreisen hat Mannheimer-Chef Hans Schreiber bisher aber keine tragfähige Lösung gefunden.
Deshalb prüfen die Aktionäre jetzt eine kräftige Kapitalerhöhung, mit der die Mannheimer allein weiter bestehen könnte. Schreiber wollte sich dazu nicht äußern. „Gespräche werden fortgesetzt, auch in Richtung Fusion oder Teilfusion“, sagte er.
Uniqa-Chef Klien bestätigte, dass es im laufenden Jahr bei der Mannheimer wahrscheinlich eine Kapitalerhöhung geben wird. „Derzeit wird der Wert der Gesellschaft ermittelt“, sagte er. Sollte das Management ein gutes Konzept und einen vernünftigen Drei-Jahres-Plan vorlegen, werde die Uniqa bei der Kapitalerhöhung mitmachen.
Die Mannheimer sei eine solide Gesellschaft und verfüge über ein gutes Vertriebsnetz, sagte Klien. Allerdings sei sie in der Vergangenheit bei der Veranlagung zu sehr an Aktien orientiert gewesen, sodass sie von der Börsentalfahrt besonders stark getroffen wurde. Rund 40 Prozent der Mannheimer-Aktien gehören Versicherern und Rückversicherern. Nach der österreichischen Uniqa ist die Münchener Rück mit zehn Prozent der zweitgrößte Anteilseigner, auch die Swiss Re ist beteiligt. Eine vollständige Übernahme der Mannheimer durch die Uniqa kommt für Klien nicht in Frage. „Die Mannheimer ist für uns eine Finanzbeteiligung, aber keine strategische Beteiligung. Deutschland gehört nicht zu unseren Kernmärkten.“
Neben Österreich will die Uniqa vor allem in Osteuropa wachsen. Derzeit laufen Verhandlungen über den Kauf der polnischen Filar-Versicherung, die zu 90 Prozent der deutschen R+V-Versicherung gehört. Die Filar mit Hauptsitz in Szczecin/Stettin hat 630 Mitarbeiter und ein Prämienvolumen von 40 Mio. Euro. Auch die slowakische Tochter der R+V-Gruppe ist für die Uniqa interessant.
Die Uniqa gehört mehrheitlich den österreichischen Raiffeisenbanken und ist an der Wiener Börse notiert. Der größte Versicherer Österreichs fährt einen aggressiven Expansionskurs. Im Vorjahr hat die Gesellschaft die Österreich-Tochter der deutschen MLP Lebensversicherung sowie das Österreich-und Ungarn-Geschäft der französischen AXA erworben.
Die Prämieneinnahmen stiegen 8,8 Prozent auf 2,22 Mrd. Euro. Auf Grund der schwachen Performance der internationalen Aktienmärkte sowie der hohen Schadenzahlungen für das Hochwasser im vergangenen August ist das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit der Uniqa im Vorjahr von 45,3 Mio. Euro auf 35,3 Mio. Euro zurückgegangen. Die Schaden-und Kostenquote der Gruppe lag mit 109 Prozent knapp unter den 110 Prozent des Jahres 2001. Der Konzernjahresüberschuss sank von 13,0 Mio. Euro auf 3,6 Mio. Euro, der Nachsteuergewinn je Aktie von 0,11 auf 0,03 Euro.
Die Aktienkrise trifft auch die Uniqa. Die realisierten Kursverluste auf Aktien in Höhe von 250 Mio. Euro seien 2002 mit 120 Mio. Euro aus Veräußerungsgewinnen aus dem Bereich der festverzinslichen Wertpapiere teilweise kompensiert worden, so Klien. Insgesamt nahmen die Nettoerträge aus Kapitalanlagen um 184 Mio. Euro auf 475,9 Mio. Euro ab.
Bild(er):
Uniqa-Chef Konstantin Klien hält zur Mannheimer – Uniqa.
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo