Axa-Industrieversicherer zielen auf drastische Kostensenkung

Konzern stellt auf Standardprodukte um

Von Herbert Fromme, Köln Der Industrie-Vorstand der deutschen Tochter des Versicherungskonzerns Axa, Markus Hofmann, plant bis 2005 den Abbau von 40 Prozent der Kosten in seinem Bereich. Das entspreche rund 300 von 800 Arbeitsplätzen, sagte Hofmann im Gespräch mit der FTD. Entlassungen werde es nicht geben. Das Ziel wolle er stattdessen mit natürlicher Fluktuation und Vorruhestand erreichen. „In unserer Branche sind die Kosten allgemein einfach zu hoch. Unsere Prozesse sind zehn Jahre hinter denen anderer Branchen hinterher, wie etwa der Automobilindustrie“, sagte er.

Mit der Kostensenkung geht Hofmann die letzte seiner drei großen Baustellen an. Mit dem Schadenverlauf und dem Rückversicherungsschutz sei er inzwischen im wesentlichen zufrieden, sagte er.

Die Verwaltungskosten im Industriegeschäft der Axa betragen heute zwischen 18 und 20 Prozent der Beitragseinnahmen, das ist nicht untypisch für die Branche. Dazu kommen noch Maklerprovisionen – meistens von rund 15 Prozent. Bis 2005 will Hofmann die Verwaltungskosten auf 15,8 Prozent senken, die gesamte Schaden-Kosten-Quote von heute 112 Prozent auf 102 Prozent.

„Im Moment wird auch bei der Axa mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Für eine Police mit 500 Euro Prämie wird noch allzu oft ein individueller Vertragstext aufgesetzt. Das kann sich nicht rechnen“, sagte Hoffmann. Die Lösung: Kleine Industriekunden müssen sich künftig mit Standardprodukten zufrieden geben. „Wir bieten einen standardisierten Vertragstext und dazu an die Kundenbedürfnisse anpassbare Module – Umwelthaftpflicht, Produkthaftpflicht, was der Kunde braucht.“ Die größeren Industriekunden werden weiter individuell bedient. Die internationalen Großkonzerne hat die Axa Deutschland ohnehin an die Axa Corporate Solutions im Pariser Mutterkonzern abgeben müssen.

Mit 730 Mio. Euro Prämie gehört die Axa zu den vier größten Industrieversicherern, gemeinsam mit Allianz, HDI und Gerling. Nach dem 11. September 2001 machte sich das Unternehmen viele Feinde, weil es alle Verträge kurzfristig kündigte, um das Terrorrisiko auszuschließen. „Die anderen haben das später auch gemacht, aber wir waren die ersten und kriegten entsprechend Prügel, vor allem von den Maklern“, sagte Hofmann. Jetzt hat sich das beruhigt. „Man liebt uns wieder. Die Leute sagen, ihr seid hart, aber verlässlich.“ Die Sanierung sei noch nicht am Ende. „Wir sanieren konsequent weiter. Da gibt es beispielsweise noch mehrjährige Verträge, die wir noch nicht anpacken konnten.“

Im Großgeschäft sei der Markt nach wie vor sehr hart, auch wenn es durch Anbieter auf Bermuda leise Aufweichungstendenzen in der Sachversicherung gebe. Im normalen Industrie-Breitengeschäft gehe der Preistrend weiter nach oben. „Ein möglicher Gefahrenherd sind die kleinvolumigen Risiken. Da gibt es mehrere Gesellschaften, die aus dem großen Industriegeschäft ausgestiegen sind, und jetzt in das kleine Segment gehen.“ Ob sich das zu dem den Industrieversicherern nur zu bekannten Szenario eines Preiskriegs auswachse, müsse man abwarten.

Zitat:

„Da wird auch bei uns mit Kanonen auf Spatzen geschossen“ – Markus Hofmann, Axa-Vorstand.

Quelle: Financial Times Deutschland

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