Suche nach einem Partner für den deutschen Markt geht weiter
Von Herbert Fromme, Wiesbaden Die R+V-Versicherungsgruppe wird sich an der österreichischen Uniqa-Gruppe beteiligen, kündigte Vorstandschef Jürgen Förterer an. Beide Versicherer gehören zu genossenschaftlichen Finanzverbünden. An der R+V – die Abkürzung steht für Raiffeisen-und Volksbanken – hält die DZ Bank die Mehrheit.
Der R+V-Anteil in Wien soll deutlich unter zehn Prozent liegen. Im Gegenzug gibt der deutsche Versicherer seine polnischen Töchter an die Österreicher ab. Eine Beteiligung der Uniqa an der R+V ist nicht vorgesehen. Die beiden wollen ihre Zusammenarbeit vor allem in Osteuropa untermauern. „Es hat keinen Zweck, dass wir in diesen Ländern um dieselbe Kundengruppe aus den Genossenschaften konkurrieren“, sagte er.
Bei der Partnersuche im Heimatmarkt hat es der R+V-Chef dagegen nicht eilig. Zwar ist die Struktur der R+V-Gruppe seit 2002 so sauber umgebaut, dass eine Fusion oder Teilfusion leichter möglich wäre. „Da könnte beispielsweise ein Spezialversicherer andocken.“ Nach der Fusion mit der Hamburger Kravag 1999 hat Förterer aber noch keinen weiteren Partner gefunden, trotz zahlreicher Gespräche. „Jeder spricht mit jedem“, sagte er. „In den nächsten Jahren wird es viele Versicherer geben, die Unterschlupf suchen wollen.“ Die R+V sei aber nicht zu Fusionen gezwungen, um zu überleben. „Wir wollen lieber dauernd überdurchschnittlich wachsen.“
Allzu groß ist Förterers Auswahl nicht: Er besteht bei einem möglichen Partner auf einem ähnlichen Kundenfokus, gleichzeitig darf er aber kein Konkurrent für den Vertrieb über die Genossenschaftsbanken sein – über sie verkauft die R+V 95 Prozent der Lebens-und 70 Prozent der Schaden-Unfall-Policen.
Das robuste Selbstbewusstsein des R+V-Chefs beruht auf vergleichsweise guten Geschäftszahlen für das Jahr 2002. Die Gruppe wuchs mit sechs Prozent deutlich stärker als der Markt mit 4,1 Prozent. Die gesamten Prämieneinnahmen betrugen 6,7 Mrd. Euro. Zwar verschlechterte sich die versicherungstechnische Rechnung durch die hohen Flutschäden, die Schadenquote schoss von 70,5 Prozent der Beitragseinnahmen auf 78,8 Prozent nach oben. Aber bei den Kosten hielt der Konzern Kurs, sie gingen von 28,9 Prozent auf 27,7 Prozent zurück. Der Lebensversicherer litt zwar heftig an den fallenden Aktienkursen und hat „stille Lasten“ von 627 Mio. Euro – aber gleichzeitig noch stille Reserven von 664 Mio. Euro. Die Stresstests der Finanzaufsicht BaFin haben alle R+V-Unternehmen bestanden.
Der Jahresüberschuss stieg durch Sonderfaktoren von 123 Mio. Euro vor Steuern auf 591 Mio. Euro an. Der Konzern verkaufte 2002 vorübergehend 37 Prozent seiner Tochter R+V Allgemeine an Investoren. Damit hob er stille Reserven von 453 Mio. Euro. Die R+V-Aktionäre erhielten eine Sonderausschüttung von 640 Mio. Euro, die sie voll wieder als Kapital der R+V zur Verfügung stellten. Die normale Dividende betrug 30 Mio. Euro.
Quelle: Financial Times Deutschland
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