Lebensversicherer der Gruppe fällt bei Stresstest durch
Von Herbert Fromme, Wiesbaden Jetzt trifft die Aktienkrise auch die Schaden-und Unfallversicherung: Die DBV-Winterthur muss das stark ausgebaute Wachstum in der Kfz-Versicherung stoppen, sagte Vorstandschef Hartmut Nickel-Waninger. Das Unternehmen, das zur Schweizer Winterthur-Gruppe und damit zu Credit Suisse gehört, legte 2001 um fast 100 000 auf 650 000 versicherte Fahrzeuge zu, in 2002 noch einmal um 40 000.
„Das Wachstum kostet richtig viel Geld“, sagte Nickel-Waninger. Aber gleichzeitig gingen die Kapitalerträge auch in der Schaden-und Unfallversicherung wegen der Aktienkrise deutlich zurück – statt 120 Mio. Euro wie im Jahr 2000 nahm die DBV-Winterthur hier im Jahr 2002 nur noch 17 Mio. Euro ein.
Nicht nur in der Lebensversicherung, auch in der Schaden-und Unfallversicherung spielen Kapitalerträge eine wichtige Rolle. Denn die Versicherer bauen gerade in der Autoversicherung mit ihren lang laufenden Risiken – etwa für verletzte Unfallopfer – hohe Reserven auf, die Zinsen bringen.
Weil dieser Ertrag einbrach, fehlt Nickel-Waninger das Geld, den Verlust in der eigentlichen Versicherungstechnik auszugleichen. „Wir können nicht jedes Jahr 100 Mio. Euro in die Schaden-und Unfallsparte stecken“, sagte er. Allein im Jahr 2002 betrug der Verlust 94 Mio. Euro, nach 13 Mio. Euro im Vorjahr. Die Schaden-und Kostenquote stieg von 113 Prozent der Beitragseinnahmen auf 119 Prozent.
Der Druck wirkt umso stärker, als der Konzern in der Sparte Lebensversicherung erst recht mit den Auswirkungen des Einbruchs an den Börsen zu kämpfen hat. Die DBV-Winterthur versuchte, einen großen Teil des Problems schon im Jahr 2002 zu verdauen. Der Konzern schrieb saftige 588 Mio. Euro auf seine Kapitalanlagen ab. Dazu kamen noch 174 Mio. Euro Verluste aus dem Verkauf von Papieren, die im Wert gefallen waren. Insgesamt hatte das Unternehmen damit 762 Mio. Euro zu verkraften, verglichen mit nur 374 Mio. Euro im Vorjahr.
Der Konzerngewinn brach vor diesem Hintergrund um 54 Prozent auf 28 Mio. Euro ein, das Ergebnis je Aktie von 1,58 Euro auf 0,08 Euro. Statt 40 Mio. Euro zahlt die Holding nur noch 20 Mio. Euro Dividende.
Trotz aller Bereinigungsmaßnahmen blieben 324 Mio. Euro an stillen Lasten übrig, die der Konzern aufschob. Verglichen mit Konkurrenten wie der Axa Deutschland (2,1 Mrd. Euro) oder der Victoria Leben (1,5 Mrd. Euro) sei das wenig, sagte Nickel-Waninger. Die stille Last soll im Jahr 2003 vollständig abgebaut sein, dafür sollen stille Reserven auf Namensschuldverschreibungen und Immobilien durch Verkauf gehoben werden. Insgesamt seien am Jahresende noch stille Reserven von 781 Mio. Euro vorhanden gewesen, sagte er.
Die DBV-Winterthur Lebensversicherung und die Telcon Allgemeine haben den Stresstest der Finanzaufsicht BaFin nicht bestanden. Lebensvorstand Frank-Henning Florian begründete das mit den vergleichsweise hohen Aktienbeständen und der Tatsache, dass Absicherungen gegen Kursschwankungen im Stresstest nicht berücksichtig werden.
Große Hoffnungen setzt der Konzern auf das Geschäft mit der betrieblichen Altersversorgung. Im Jahr 2002 konnte die frühere Deutsche Beamtenversicherung die Ausschreibung des Deutschen Beamtenbundes als federführender Versicherer gewinnen, im DGB-Konsortium für den öffentlichen Dienst ist sie vertreten.
Zu immer wieder geäußerten Marktgerüchten, dass die DBV-Winterthur zum Verkauf stehe, sagte Nickel-Waninger: „Unsere Mutter hat uns gegenüber erklärt, dass sie uns nicht verkaufen möchte. Auch Credit Suisse will die Winterthur als Ganzes nicht verkaufen.“
Zitat:
„Das Wachstum in der Autoversicherung kostet richtig viel Geld“ – H. Nickel-Waninger.
Quelle: Financial Times Deutschland
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