Verhandlungen über Fusion bereits weit gediehen “ Erste Übernahme in der krisengeschüttelten Branche
Von Herbert Fromme, Hamburg Die VHV Vereinigte Haftpflichtversicherung in Hannover plant die Übernahme der angeschlagenen Hannoverschen Lebensversicherung. Nach Informationen der FTD aus Versicherungskreisen sind die Gespräche weit fortgeschritten. Beide Unternehmen gaben keinen Kommentar ab.
Kommt das Geschäft zustande, wäre dies seit Monaten die erste Fusion in der krisengeschüttelten deutschen Versicherungswirtschaft. Experten erwarten eine Welle von Zusammenschlüssen oder Übernahmen bei kleinen Gesellschaften, die von der Aktienkrise betroffen sind.
Die Hannoversche Leben hat sich mit Aktien-und Finanzmarktspekulationen verhoben. Im Oktober 2002 zwang die Finanzaufsicht BaFin Vorstandschef Eckart von Uckermann zum Rücktritt. Der neue Chef Anton Wittl verhandelt seither mit möglichen Partnern. Bei der VHV ist er fündig geworden. Gleichzeitig sei ein Sanierungsplan ausgearbeitet worden, der auch ein Weiterbestehen aus eigener Kraft ermögliche, hieß es aus dem Unternehmen. Die starke Schulter der VHV dürfte der Hannoverschen aber viel lieber sein. Der neue Partner hat bisher keinen Lebensversicherer.
In einem ersten Schritt wollen die beiden eine gemeinsame Lebensversicherungstochter gründen. Das gesamte Neugeschäft soll in das Gemeinschaftsunternehmen fließen. Später werden die laufenden Verträge der Hannoverschen übertragen. In der letzten Phase steht die Fusion der beiden Unternehmen an, die Versicherungsvereine sind. Bei dieser Rechtsform gibt es keine Eigentümer, die Gesellschaften „gehören“ den Kunden. Deshalb fließt auch kein Geld.
Die VHV-Gruppe ist mit drei Millionen versicherten Fahrzeugen einer der fünf größten Autoversicherer. Wie die Hannoversche Leben verkauft sie vor allem direkt, also ohne Vertreter. Zudem hat sie sich auf die Absicherung der Bauwirtschaft spezialisiert. Ihre Prämieneinnahmen beliefen sich 2001 auf 980 Mio. Euro. Das Unternehmen ist seit längerem auf Partnersuche: Gespräche mit Signal-Iduna scheiterten aber ebenso wie eine schon fest vereinbarte Fusion mit der Inter-Gruppe in Mannheim. Die Hannoversche Leben ist mit 880 Mio. Euro Prämie im Jahr 2002 die Nummer 24 im Lebensversicherungsmarkt. Sie hatte sich mit aggressiver Werbung und Überschusspolitik einen Namen gemacht.
Quelle: Financial Times Deutschland
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