Haftpflichtverband steigert Ergebnis und legt Gerling ad acta
Von Herbert Fromme, Hannover Der Haftpflichtverband der Deutschen Industrie (HDI) gehört zu den Gewinnern der Krise in der deutschen Industrieversicherung. Der Versicherer profitiert vom Marktaustritt namhafter Anbieter und den Problemen des Gerling-Konzerns. „Unsere Kapazität wird stark nachgefragt“, sagte Vorstandschef Wolf-Dieter Baumgartl. „Wir erleben eine gravierende Veränderung im deutschen Industrieversicherungsmarkt.“
Ausgeschieden aus dem hoch riskanten und in den letzten Jahren auch weitgehend defizitären Geschäft sind unter anderem die AMB Generali und die Wüstenrot & Württembergische. Das schlechte „BB+“-Rating der operativen Gerling-Gesellschaften beunruhige Versicherungseinkäufer der Industrie und Makler, sagte Baumgartl.
Das Thema Gerling ist für den HDI erledigt. Die langwierigen Verhandlungen mit den Aktionären Rolf Gerling und Deutsche Bank waren im April nach sechs Monaten gescheitert. „Die Vorstellungen beider Seiten hinsichtlich des Werts der Objekte waren nicht in Deckung zu bringen“, sagte Baumgartl. Der HDI beschäftige sich nicht mehr mit der Akquisition, auch wenn sich nach dem Ausscheiden der Deutschen Bank die Bedingungen in Köln geändert hätten.
Offenbar wandert ohnehin sehr viel Geschäft von Gerling zum HDI. Beim Pharmaunternehmen Aventis und seinem Vorläufer Hoechst etwa war Gerling jahrzehntelang führender Versicherer – seit April führt der HDI das Haftpflichtrisiko.
Vorstand Gerhard Heidbrink gab den heutigen Marktanteil der Hannoveraner Gruppe in der Industrie-Feuerversicherung mit rund 14 Prozent an – verglichen mit acht Prozent im Jahr 2001 und elf Prozent in 2002. Der Anteil sei jetzt ähnlich hoch wie der der Marktführer Allianz und Gerling.
Der Industrieversicherer legte um 15,7 Prozent auf 1,07 Mrd. Euro Prämieneinnahmen zu. Die Ausgaben für Schäden gingen um 23,8 Prozent auf 823 Mio. Euro zurück. Die Schaden-Kosten-Quote verbesserte sich netto von 126 Prozent auf 108 Prozent.
Einen Rückgang der Beitragseinnahmen um 1,8 Prozent auf 622 Mio. Euro erlebte die HDI Privat Versicherung, in die der Konzern 2001 seine Privatkunden ausgegliedert hatte. Die Schaden-Kosten-Quote für eigene Rechnung war allerdings mit 87,5 Prozent erneut sehr viel besser als die der meisten Marktteilnehmer. Hauptgrund sind die niedrigen Kosten, denn HDI Privat zahlt keine Vertreter und nur niedrige Maklerprovisionen. Die Kehrseite: Der Verkaufsdruck ist nicht hoch, deshalb geht der Umsatz zurück. Baumgartl will jetzt über seine guten Beziehungen zur Industrie gegensteuern. „Wir bauen das Annex-Geschäft aus. Wer künftig einen Daimler kauft, kann dabei auch gleich eine HDI-Autopolice kaufen.“ Ähnliches gilt schon für Porsche. Auch das Belegschaftsgeschäft werde deutlich ausgebaut.
Quelle: Financial Times Deutschland
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