Keine Konzernbildung bei den Sparkassen-Töchtern · Regionale Verbünde kräftiger
Von Herbert Fromme, Düsseldorf Die zu den Sparkassen gehörenden öffentlichen Versicherer haben die Kapitalmarktkrise bisher leidlich gut überstanden. Zusammengenommen mussten die 13 regional arbeitenden Lebensversicherer des Verbundes im vergangenen Jahr 1,7 Mrd. Euro auf Aktien abschreiben oder als Verluste realisieren. Die aufgeschobenen Abschreibungen oder „stillen Lasten“ belaufen sich auf 998 Mio. Euro, sagte Heiko Winkler, Vorsitzender des Verbandes öffentlicher Versicherer. Das sei kein Grund zur Sorge, ergänzte Anton Wiegers vom Kapitalanlageausschuss. „Die in den Bilanzen ausgewiesenen stillen Reserven sind genauso groß.“ Darüber hinaus habe man noch hohe nicht ausgewiesene Reserven.
Für die Öffentlichen, die als Gruppe die Nummer zwei im Markt sind, ist dies kein Anlass für einen engeren Schulterschluss auf Bundesebene. Winkler ist nicht traurig, dass der lange diskutierte Plan für eine zentrale Kapitalanlagegesellschaft gescheitert ist. „Ich bin froh, dass wir in diese Marktphase nicht mit einer komplizierten gemeinsamen Struktur hineingelaufen sind.“
Die Unternehmen mit klangvollen Namen wie Provinzial, Sparkassenversicherer und Versicherungskammer Bayern (VKB) haben zurzeit keine zentralen Großprojekte – mit Ausnahme einer Online-Gebrauchtwagenbörse. Gemeinsam laufen die Rückversicherung, die betriebliche Altersversorgung und die Krankenversicherung. Den Rest betreiben die regionalen Gruppen in Eigenverantwortung und spiegeln damit den Regionalismus der Sparkassen wider. Gelegentlich gibt es sogar heftige Konkurrenz: Um die angeschlagene Feuersozietät Berlin, die zum Verkauf steht, bewerben sich sowohl die Provinzial Düsseldorf als auch ein Konsortium aus VKB mit den Sparkassenversicherern Stuttgart/Mannheim und Sachsen.
Gerade die Bayern haben ein starkes Interesse an der Schaffung größerer Einheiten. Nach jahrzehntelangem erfolglosen Plänemachen auf Verbandsebene nehmen sie die Sache in die eigenen Hände: Mit Stuttgart/Mannheim und Sachsen schloss die VKB eine EDV-Kooperation, die ein kräftiger Hebel auch für einen kapitalmäßigen Verbund werden könnte. Die Saarland-Gruppe hat die VKB bereits übernommen.
Die Bemühungen der Provinzial-Versicherer in Münster und Düsseldorf in Richtung Fusion kommen dagegen nicht voran. Das liegt wohl vor allem an den Mehrheitseignern, den Sparkassen. „Wenn es nach den Versicherungsvorständen ginge, könnte es ruhig ein bisschen zügiger gehen“, sagte Winkler, der Chef in Münster ist. Jetzt wollen die beiden in der EDV enger kooperieren.
Dass der Druck in Richtung Konzernbildung fehlt, liegt auch am offensichtlichen Erfolg in der jetzigen Aufstellung. Die Sparkassen erweisen sich vor allem in der Lebensversicherung als hervorragender Verkaufskanal – im Schnitt 70 Prozent des Neugeschäfts kommen über ihre Schalter. In der Schaden-und Unfallversicherung liegt der Anteil aber nur bei 22 Prozent, das wollen die Versicherer jetzt ausbauen.
Die Basis dafür ist vorhanden. Die Öffentlichen haben etwa in der Gebäudeversicherung einen Marktanteil von 41 Prozent. Der macht allerdings nicht nur Freude: Sie mussten 2002 für Stürme 810 Mio. Euro und die Flut 90 Mio. Euro zahlen. Außerdem leiden sie unter steigenden Schäden durch marode Wasserleitungen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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