Patienten sollen Wahl zwischen zwei Tarifen haben
Von Ilse Schlingensiepen, Köln Die niedergelassenen Ärzte wollen der Bundesregierung gemeinsam Paroli bieten. Auf der Delegiertenversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) lehnten Haus-und Fachärzte die Gesundheitsreform ungewohnt einmütig ab. „Wir haben endlich Geschlossenheit nach außen und nach innen erreicht“, sagte der KBV-Vorsitzende Manfred Richter-Reichhelm.
In den letzten Monaten war der lange schwelende Konflikt innerhalb der Ärzteschaft offen zu Tage getreten. Viele Hausärzte sehen die Reform von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt als Chance, die von ihnen beklagte Benachteiligung gegenüber Fachärzten zu überwinden. Dafür schienen sie bereit, manche Kröten im Gesetz zu schlucken – insbesondere jene, die den Fachärzten zu schaffen machen.
Als Kompromiss haben Haus-und Fachärzte jetzt einen gemeinsamen Vorschlag entwickelt: ein Zwei-Tarif-Modell für die gesetzliche Krankenversicherung. Danach müssen sich die Versicherten zwischen einem Hausarzt-und einem Facharzttarif entscheiden. Im Hausarzttarif können Patienten nur mit Überweisung zum Facharzt gehen, Ausnahmen sind Augen-und Frauenärzte. Die Leistungen werden wie bisher über die Chipkarte abgerechnet. Im Facharzttarif bleibt die freie Arztwahl erhalten. Dafür greift das Kostenerstattungsprinzip: Patienten erhalten eine Rechnung, die sie bei der Krankenkasse einreichen, und zahlen einen prozentualen Selbstbehalt. „Damit schaffen wir den Wettbewerb zwischen den Versorgungsformen“, sagte Richter-Reichhelm. Eine Auswertung müsse dann zeigen, welches System sich bewährt.
„Wenn Ulla Schmidt unseren Vorschlag in den Wind schlägt, wird unsere Hoffnung der Bundesrat sein“, kündigte Richter-Reichhelm an. Auf die Länderkammer wollen die Mediziner ihre Lobbyarbeit gegen die Reform ohnehin konzentrieren.
Quelle: Financial Times Deutschland
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