Boom bei Neugeschäft gibt Axa neue Kraft

Deutscher Versicherer steigert Prämieneinnahmen im ersten Quartal · Kosten sollen weiter sinken · Hoher Abschreibungsbedarf belastet

Von Ilse Schlingensiepen und Herbert Fromme, Köln Nach einer längeren Durststrecke sieht die deutsche Axa-Versicherungsgruppe erste Erfolge ihrer Strategie, sich auf Kerngeschäftsfelder und profitables Wachstum zu konzentrieren. „Wir fangen jetzt langsam an zu ernten, und davon werden uns auch Turbulenzen auf den Märkten nicht abbringen“, sagte Konzernchef Claus-Michael Dill gestern in Köln.

Optimistisch stimmt Dill das erste Quartal, in dem die Axa im Vorjahresvergleich bei den Prämieneinnahmen um 6,4 Prozent zugelegt hat. In der Lebens-und Krankenversicherung boomt das Neugeschäft mit Zuwachsraten von 40 und 47 Prozent.

Die Axa war in der Branche lange bekannt für ihr schwaches Wachstum, nur die Krankenversicherung bildete eine Ausnahme. Außerdem machten der Gruppe ihre hohen Kosten zu schaffen. Allerdings wird der Fortschritt überschattet von Altlasten. Die Axa hatte 2002 eigentlich fällige Abschreibungen in Höhe von mehr als 2 Mrd. Euro aufgeschoben, die größtenteils 2003 getätigt werden müssen.

Die Stresstests der Finanzaufsicht BaFin haben die Lebensversicherer der Axa nicht bestanden. Dill erklärte, die deutsche Gruppe könne die Probleme aber ohne Hilfe der Pariser Mutter lösen – durch Erträge aus dem Verkauf der Minderheit an der Kölnischen Rück und der Töchter in Österreich und Ungarn sowie durch stille Reserven.

Auch bei den Kosten sei man 2002 einen großen Schritt vorangekommen, sagte Dill. Ohne betriebsbedingte Kündigungen seien die Verwaltungskosten um 133 Mio. Euro auf 1 Mrd. Euro gesunken.

Allerdings sind die Abschlusskosten um 61 Mio. Euro auf 455 Mio. Euro gestiegen. 2003 soll die Verwaltung noch einmal 50 bis 60 Mio. Euro sparen. „Mit unserer Kostenquote wollen wir 2004/2005 klar unter den großen deutschen Wettbewerbern liegen.“

Auch die 2002 erzielte Verbesserung des eigentlichen Versicherungsgeschäfts werde sich fortsetzen. Ein Schwerpunkt ist dabei die Orientierung an der Profitabilität des Geschäfts. Das heißt, es steht nicht wie bei manchen Wettbewerbern das Volumen im Vordergrund, sondern die Ertragskraft. Deshalb hat Axa den Verkauf von privaten Riester-Policen nicht forciert. Hier lag sie am Jahresende gerade einmal bei 30 000 Stück. Im Industriegeschäft werden schadenträchtige Verträge nicht verlängert oder nicht angenommen.

Erweitern will die Axa ihre duale Produktpalette, die sie Ende 2002 eingeführt hat. Neben ihren klassischen Policen bietet sie in einigen Segmenten unter dem Namen „alternative“ um rund 20 Prozent günstigere Verträge mit eingeschränkter Deckung und geringerem Service an. Den Boom im Neugeschäft der Autoversicherung führt Dill nicht zuletzt auf dieses Angebot zurück. Bis Ende April konnte die Axa 248 000 Kfz-Policen absetzen, verglichen mit 106 000 zur Vorjahresperiode. Auch der Ausbau von Vertriebskooperationen steht weiter auf dem Programm.

Zukäufe interessieren den deutschen Axa-Chef im Moment nicht. „Übernahmen behindern die eigene Unternehmensentwicklung.“ Und die stehe für die Axa im Vordergrund. „Ich habe überhaupt kein Interesse, auf dem Markt Unternehmen mit einem Umsatz von 1 oder 1,5 Mrd. Euro Umsatz einzusammeln.“

Zitat:

„Übernahmen behindern die eigene Entwicklung“ – Axa-Chef Michael Dill.

Quelle: Financial Times Deutschland

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