Rückversicherer löst Beziehungen zu Gerling und hält Aktienprobleme für beherrschbar
Von Herbert Fromme, Köln Gleich mit zwei Krisen hat die erfolgsverwöhnte Versicherungsgruppe DEVK in den vergangenen Monaten fertig werden müssen. Wie fast alle Versicherer leidet der Kölner Versicherungsverein – dessen Initialen für Deutsche Eisenbahner-Versicherungskasse stehen – an den Folgen der Kapitalmarktkrise. Wegen der vergleichsweise niedrigen Investitionen in Aktien hat die DEVK weniger mit Abschreibungen zu kämpfen als andere Branchenvertreter.
Überraschend kam dagegen im Oktober 2002 ein zweiter Schlag: Die Not leidende Gerling Globale Rückversicherung, deren größter Kunde die DEVK war, stellte das Neugeschäft ein. Mehr als 40 Jahre lang hatte die DEVK alle große Risiken bei Gerling rückgedeckt – jetzt musste sie in wenigen Monate Ersatz finden.
DEVK-Chef Bernd Oppermann gelang es, in Verhandlungen mit Gerling die bei dem Rückversicherer stehenden Schadenrückstellungen auszulösen. Von 240 Mio. Euro ist die Rede, die Oppermann für die insgesamt im Feuer stehenden Rückstellungen von 400 Mio.Euro erhielt. Die Differenz erklärt sich aus Zinseffekten und dem erwarteten Schadenverlauf.
Oppermann wollte die Zahlen gestern nicht kommentieren. „Wir haben eine zufrieden stellende Lösung gefunden“, sagte er. Die DEVK hat ihre Lektion gelernt. Jetzt hat sie die Rückversicherung auf zehn verschiedene Partner verteilt. „Teuer ist es für uns nicht geworden“, sagte Oppermann. Zudem baut der Konzern seine Holding zum eigenen Rückversicherer aus, der auch für andere Versicherer Deckung bietet. Trotz derzeit nur 5 Mio. Euro Prämienvolumen aus dem Fremdgeschäft soll das jährliche Wachstum 2,5 Mio. Euro betragen.
Der Verfall der Aktienmärkte hinterließ bei der DEVK schwächere Spuren als bei vielen Konkurrenten. Das Nettoergebnis aus Kapitalanlagen sank um 29 Prozent auf 301 Mio. Euro. Auch der Jahresüberschuss fiel mit 112 Mio. Euro um 20 Prozent niedriger aus als 2001.
Damit hat die Gruppe die meisten Probleme bereits 2002 gelöst. Die aufgeschobenen Abschreibungen oder stillen Lasten, die sehr wahrscheinlich im laufenden Jahr bereinigt werden müssen, betrugen am Jahresende nur 65 Mio. Euro, die stillen Reserven dafür mehr als 1 Mrd. Euro.
Ausgesprochen gut steht die Kölner Gesellschaft in der Schaden-Kosten-Quote da, der so genannten Combined Ratio: Pro einkassierten Prämien-Euro gab sie nur 96 Cent für Schäden und Kosten aus. Die meisten Versicherer zahlen mehr als 1 Euro.
Aus dieser vergleichsweise komfortablen Position heraus kann es sich die DEVK leisten, Wachstum und Marktanteil zu fördern. In der Autoversicherung, in der die Gruppe zu den zehn führenden Versicherern gehört, wuchs sie um 4,7 Prozent auf 700 Mio. Euro Beitrag, der Marktanteil stieg von 3,11 auf 3,23 Prozent.
In der Lebensversicherung legten die Vertreter beim Neugeschäft um 33 Prozent zu. Enttäuschend verlief bisher allerdings der Pensionsfonds Deutsche Bahn, den die DEVK betreibt. Statt wie geplant 20 000 Eisenbahner hatten sich bis Ende 2002 erst 6000 für einen Vertrag entschieden.
Zukäufe oder Übernahmen von Geschäftsbereichen hat der Vorstand derzeit nicht im Visier. „Wenn ich wirklich einen finden würde, der in der Geschäftsqualität und allem zu uns passen würde, würde ich darüber nachdenken“, sagte DEVK-Chef Oppermann. Solche Gelegenheiten seien aber nicht auf dem Markt, versicherte er.
Quelle: Financial Times Deutschland
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