Düsseldorf hat kein Interesse mehr an Feuersozietät · Neue Fusionsgespräche mit Münster haben Vorrang
Von Herbert Fromme, Düsseldorf Die Provinzial Rheinland in Düsseldorf hat ihr Angebot für die angeschlagene Feuersozietät Berlin/Öffentliche Leben zurückgezogen. „Wir wollen in Abstimmung mit unseren Eigentümern unsere Ressourcen darauf konzentrieren, neue Verhandlungen mit der Westfälischen Provinzial in Münster zu führen“, sagte Günter Schlatter, Vorstandschef der zur Finanzgruppe der Sparkassen gehörenden Provinzial, gestern in Düsseldorf. Da wäre die Sanierung der Feuersozietät – von Berlin und Brandenburg zum Verkauf gestellt – nur eine Belastung.
In Berlin kommt nun wahrscheinlich ein Konsortium zum Zuge, das aus der Versicherungskammer Bayern und den Sparkassenversicherern in Baden-Württemberg und Sachsen besteht. Die 18 öffentlichen Versicherungsgruppen oder Sparkassenversicherer arbeiten strikt nach dem Regionalprinzip, konkurrieren also nicht gegeneinander. Unter dem Druck der Ertragseinbrüche durch die Aktienkrise und der Notwendigkeit, die Kosten zu senken, hat die Fusionswelle an Fahrt gewonnen. Die Gesellschaften in Baden-Württemberg und Hessen-Nassau-Thüringen wollen sich schon zum 1. Januar 2004 zusammenschließen.
Sofort nach der Sommerpause wollen auch die beiden benachbarten Provinzial-Gruppen in Münster und Düsseldorf einen Zeitrahmen für ihre Verhandlungen abstimmen. Vor zwei Jahren waren Gespräche über eine Fusion gescheitert. Einer der Hauptgründe war die Frage des Sitzes der gemeinsamen Gruppe. Vor allem die CDU in den rheinischen Kommunen, die über Sparkassen und Landschaftsverband stark involviert ist, hatte gegen einen Sitz in Münster opponiert, dem Sitz der damals stärkeren Gesellschaft.
In den letzten Monaten haben sich die Gewichte zwischen Düsseldorf und Münster aber in Richtung Rhein verschoben. So hat die Westfälische Provinzial 508 Mio. Euro am Aktienmarkt verloren, die Rheinische mit 162 Mio. Euro deutlich weniger.
Schlatter zeigte sich mit dem Ergebnis des schwierigen Jahres 2002 zufrieden. Der Konzern erzielte im ersten Jahr nach der Umstrukturierung einen Gewinn von 37 Mio. Euro, eine Vergleichszahl gibt es nicht. Der Schaden-und Unfallversicherer litt unter den Stürmen – die Schaden-und Kostenquote betrug 106,2 Prozent der Prämieneinnahmen, nach 93,8 Prozent im Vorjahr.
Die Gruppe wächst schwächer als der Markt, auch in ihren Kerngeschäftsfeldern Gebäude-und Autoversicherung. Man wolle nicht auf Kosten des Gewinns zulegen, hieß es. Ausbauen will das Unternehmen das Industrie-und Gewerbegeschäft. Dort seien die Preise wegen des knappen Angebots weiter hoch.
An der Auffanglösung für die Mannheimer will sich die Provinzial beteiligen, sagte Schlatter. Das werde zwar nicht billiger als die 5 Mio. Euro, die auf sein Unternehmen beim Übergang der Mannheimer-Verträge auf die Auffanggesellschaft Protektor entfallen würden. „Aber wir haben die Chance, einen Teil unseres Investments zurückzubekommen.“Euro
Hauptsitz der Provinzial Rheinland in Düsseldorf.
Quelle: Financial Times Deutschland
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