Senkung des Garantiezinses stimmt kleine Anbieter wie AWD und Asstel optimistisch
Die großen Versicherungskonzerne erwarten keinen sprunghaften Anstieg des Neugeschäft wegen der für den 1. Januar 2004 geplanten Absenkung des Garantiezinses. Gesellschaften wie der Vertrieb AWD und die zur Gothaer gehörende Asstel sehen dagegen eine deutliche Belebung voraus. Sie erwarten, dass Kunden ihre Entscheidung vorziehen und noch 2003 abschließen.
Das Finanzministerium will den Wert für den höchsten Garantiezins, den Lebensversicherer ihren Kunden zusichern dürfen, ab 2004 von jetzt 3,25 Prozent auf 2,75 Prozent senken. Der Zins folgt langfristig dem Satz für Staatsanleihen. Dieser niedrigere Zins gilt nur für Neuverträge, die ab dem 1. Januar abgeschlossen werden. Wer vorher unterschreibt, genießt noch die alten Garantien.
Für die meisten Kunden spielen die Garantien praktisch keine Rolle, da die Verzinsung, die der Versicherer auf den Sparanteil der Prämie bietet, ohnehin über dem Garantiezins liegt. Die Versicherer müssen die Gewinne aus Kapitalanlagen zu mindestens 90 Prozent an die Kunden weitergeben. Nur wenn ein Unternehmen in Not gerät oder das Neugeschäft einstellt – wie gerade erst die Mannheimer Lebensversicherung – erhält der Garantiezins eine praktische Bedeutung für die Versicherten.
Ende 1999 hatte es einen Boom in der Lebensversicherung gegeben. Finanzminister Hans Eichel hatte damals angekündigt – aber nicht wahr gemacht – dass er die Steuerbefreiung für Erträge aus den Verträgen abschaffen wolle. „Die Absenkung des Garantiezinses kann man nicht mit der Situation von 1999 vergleichen“, sagte ein Sprecher des Marktführers Allianz Leben. Die Gesamtverzinsung liege deutlich über der Garantieverzinsung. „Von daher wirkt sich das kaum aus.“ Dieser Auffassung sind auch die Erstversicherer der Münchener Rück, die Hamburg-Mannheimer und die Victoria.
Optimistischer ist der Direktversicherer Asstel. „Wir erwarten auf jeden Fall einen großen Ansturm“, sagte ein Sprecher. Auch der Finanzvertrieb AWD, der nur Produkte anderer Anbieter verkauft, glaubt an einen Run auf die Lebensversicherung. „Die Absenkung wird große positive Effekte haben“, sagte ein Sprecher.
Das käme der Assekuranz nur zu gelegen. Denn damit könnte sie den Geschäftseinbruch bei der Kapitallebensversicherung überwinden, den sie wegen der Krise der Mannheimer Lebensversicherung befürchtet. Zurzeit läuft bei den Gesellschaften vor allem das Geschäft mit Rentenversicherungen gegen Einmalbeitrag gut, bei denen auslaufende Lebensversicherungen, Sparverträge und andere frei werdende Gelder in Renten umgewandelt werden.
Im ersten Quartal verbuchten die Lebensversicherer nach GDV-Zahlen Beitragseinnahmen von 16,2 Mrd. Euro, ein Plus von 5,3 Prozent. Das Wachstum kam überwiegend aus Einmalgeschäft. Im Neugeschäft ging die Zahl der Verträge um 38 Prozent auf 1,99 Millionen zurück. Das ist aber im Wesentlichen einem Sonderfaktor im ersten Quartal 2002 geschuldet.
Anja Krüger und Herbert Fromme
Quelle: Financial Times Deutschland
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