Amtschef Böge deutet mögliche Ausweitung des Verfahrens an
Von Herbert Fromme, Köln, und Katrin Berkenkopf, Bonn Die industriellen Versicherungskunden können aus ihrer Erfahrung die aktuellen Vorwürfe des Bundeskartellamts gegen die Versicherer bestätigen. „Wir sind nicht überrascht. Das passt zu unseren Beobachtungen in den letzten Jahren“, sagte Günter Schlicht, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Deutschen Versicherungs-Schutzverbands in Bonn. Der Verband vertritt knapp 4000 Betriebe und Gemeinden in Versicherungsfragen.
„Wir haben ein sehr einheitliches Verhalten der Unternehmen erlebt. Das ging bis zur Weigerung, für bestimmte Risiken überhaupt Angebote abzugeben.“ Seit den Hausdurchsuchungen im Juli 2002 bei neun Versicherern habe sich das Verhalten der Branche zumindest in diesem Punkt geändert, sagte Schlicht.
Die Versicherer erklärten das einheitliche Verhalten unter anderem mit dem Einfluss der Rückversicherer, die einen großen Teil der Risiken übernehmen. Das will Schlicht nicht gelten lassen. „Man kann nicht unterstellen, dass den Versicherern jeder Spielraum fehlt.“ Schätzungen über den Schaden für Industriekunden durch das Verhalten der Versicherer wollte Schlicht nicht abgeben.
Ähnlich zurückhaltend war Kartellamtschef Ulf Böge gestern auf der jährlichen Pressekonferenz der Behörde. „Sämtliche Zahlen sind Spekulation.“ Mit Blick auf das laufende Verfahren wollte sich Böge nicht weiter zu dem Fall äußern. Er schloss aber nicht aus, dass noch mehr Versicherungsunternehmen betroffen sind als die bisher vom Kartellamt beschuldigten Gesellschaften. Das sind Allianz, AMB Generali, Axa, Gerling, Gothaer, HDI und Victoria. Sie haben von der Behörde Beschuldigtenschreiben mit den detaillierten Vorwürfen bekommen und jetzt sechs Wochen Zeit, darauf zu reagieren. Erst dann beschließt das Kartellamt über mögliche Bußgelder. Die Assekuranz erwartet insgesamt einen dreistelligen Millionenbetrag.
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Quelle: Financial Times Deutschland
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