Vorstandschef Lothar Stöckbauer dementiert Insolvenzgefahr · Konzentration auf Sach-und Krankenversicherung
Von Herbert Fromme, Köln Die Mannheimer-Gruppe sieht trotz des Kollapses der Leben-Tochter keine Gefahr für ihren Fortbestand. Die Holding benötige bis Jahresende „einen zweistelligen Millionenbetrag“ von ihren Aktionären, sagte Vorstandssprecher Lothar Stöckbauer vor Journalisten in Köln. Dann könne sie die Anforderungen der Versicherungsaufsicht an die so genannte Gruppen-Solvabilität – das Verhältnis von Eigenkapital zum Versicherungsgeschäft – erfüllen. Stöckbauer ist sicher, dass dies gelingt. Ansonsten sei die Mannheimer-Gruppe finanziell gesund, gab er sich selbstbewusst.
Die Gruppe besteht derzeit noch aus dem Schaden-und Unfallversicherer, der privaten Krankenversicherung und dem Internet-Lebensversicherer Mamax. Das Neugeschäft sei nur beim Krankenversicherer beeinträchtigt, in der Schaden-und Unfallsparte wachse der Absatz.
„Natürlich sind unsere 350 Agenturen durch den Wegfall des Lebensgeschäfts in einer schwierigen Lage“, sagte Stöckbauer. Die Vertreter dürften jetzt Lebenspolicen anderer Gesellschaften verkaufen. Die Loyalität zum Konzern sei aber groß – das gelte auch für Makler.
Die kleine Mamax beschränke sich weiterhin auf das Internet und werde nicht für das Vertretergeschäft geöffnet, sagte Stöckbauer. Allerdings hat die Mamax auch andere Vertriebskanäle – so vermittelt die Verbraucherschutzorganisation Bund der Versicherten für ihre Mitglieder Policen der Mamax.
Die Mannheimer Leben war durch fehlgeschlagene Spekulationen an den Aktienmärkten in finanzielle Schieflage geraten. Jetzt übernimmt die von der gesamten Branche gegründete Auffanggesellschaft Protektor die 344 000 Verträge. Außerdem gibt Protektor der Holding ein nachrangiges, mit vier Prozent verzinstes Darlehen, um das Loch in der Bilanz der Mannheimer Leben zu stopfen. Die Höhe des Darlehens entspricht den „stillen Lasten“ der Mannheimer Leben zum 30. Juni 2003, die gerade berechnet werden. Stöckbauer erwartet „um die 220 Mio. Euro“.
Die Mannheimer muss in den kommenden Jahren mindestens 90 Prozent ihrer Gewinne zur Rückzahlung verwenden. Auch der Rest geht nicht an die Aktionäre, sondern wird thesauriert. „Niemand hat ein Interesse an einer Insolvenz der Mannheimer“, sagte Stöck-bauer. Die deutsche Assekuranz wolle das Darlehen zurück und schon allein deshalb die Gruppe erhalten.
Er sei sich aber darüber im Klaren, dass es „einige Wut“ bei Versicherern gebe, die in angespannter Situation jetzt Millionen für die Protektor-Beteiligung aufbringen müssen, sagte Stöckbauer weiter.
Die 210 Beschäftigten der Mannheimer Leben übernimmt Protektor durch Betriebsübergang mit allen Rechten und Pflichten. Mit der Holding, die auch das gemeinsame Callcenter und die EDV der Mannheimer betreibt, schließt Protektor einen Dienstleistungsvertrag. Die Mannheimer Leben soll nach der Vertragsübertragung aufgelöst werden.
Stöckbauer sitzt seit 20 Jahren im Vorstand der Mannheimer und wurde nach dem Abgang von Konzernchef Hans Schreiber zum Sprecher des Vorstands ernannt. Selbstkritische Töne über die Gründe für den Absturz des Lebensversicherers findet er allerdings kaum. „Wir haben den Fehler gemacht, die Kapitalmärkte falsch einzuschätzen“, sagte er. Das habe die Mannheimer mit vielen Versicherern gemein. Das deutsche Aufsichtsrecht, das eine ständige Verfügbarkeit der Mittel verlangt, die zur Erfüllung der Versicherungsverträge nötig sind, entspreche nicht der langfristigen Natur der Lebensversicherung.
„In Frankreich haben die Unternehmen drei Jahre Zeit für Abschreibungen auf Aktien“, sagte er. Die Branche habe einen Fehler gemacht, als die vor dem Einschreiten von Protektor erwogene Lösung – die Rettung der Mannheimer Leben als bestehende Gesellschaft – am Widerstand vor allem ausländischer Gesellschaften scheiterte. „Das wäre billiger gekommen.“
Zitat:
„Niemand hat ein Interesse an einer Insolvenz der Mannheimer“ – Lothar Stöckbauer
Bild(er):
Während die Mannheimer-Gruppe gelassen bleibt, hat die Auffanggesellschaft Protektor die Verträge der Leben-Tochter übernommen – FTD/Thomas Lehne.
Quelle: Financial Times Deutschland
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