Standard & Poor’s stuft Industrieversicherer auf „BBB-“ hoch · Hoffnung auf Neugeschäft Von Herbert Fromme, Köln
Die Rating-Agentur Standard & Poor’s (S&P) hat gestern die Bewertung des Industrieversicherers Gerling Konzern Allgemeine (GKA) vom imageschädigenden „BB+“ auf „BBB-“ verbessert und den Versicherer mit positivem Ausblick auf seine Beobachtungsliste gesetzt.
Bis gestern hätten Investoren – darunter sieben große deutsche Industriekonzerne – der GKA mehr als 130 Mio. Euro frisches Kapital zugesagt, erklärte S&P. Von den Zusagen waren 62,5 Mio. Euro rechtlich verbindlich. Damit wurde die Mindestsumme von 60 Mio. Euroerreicht, die S&P für eine Rating-Verbesserung gefordert hatte. Nach Angaben der Agentur will die GKA noch im August bei neuen Aktionären Gesamteinlagen von 150 Mio. Euro einsammeln.
Jetzt hat die GKA – der zweitgrößte deutsche Industrieversicherer – deutlich bessere Chancen, in den anstehenden Vertragsverhandlungen mit der Industrie sein Geschäftsvolumen zumindest zu halten. Ein Rating, das schlechter als der so genannte Investment Grade „BBB“ ist, ist für die meisten Industrieunternehmen schwer akzeptabel. Sie liefen Gefahr, dass der Versicherer – der ihnen Risiken abnehmen soll – im Schadensfall nicht zahlen kann.
Die GKA erhielt in den letzten Wochen Unterstützung von mehreren großen Konzernen, die ein Oligopol weniger Anbieter fürchten, vor allem von Allianz und HDI. Neben den Chemiekonzernen BASF – nebst Tochter Kali + Salz -, Bayer und Schering wollen sich Lufthansa, Oetker und der Baukonzern Bilfinger Berger beteiligen. Die Privatbank Sal. Oppenheim organisiert die Kapitalmaßnahme und beteiligt sich ebenfalls. Gerling verhandelt noch mit weiteren Firmen, darunter mit Altana.
Die S&P-Nachricht wurde vom Gerling-Konzern mit Erleichterung aufgenommen. Die Schwere der Krise, die der Konzern jetzt jedenfalls teilweise für überwunden hält, zeigt sich an den Geschäftszahlen für das Jahr 2002, die gestern veröffentlicht wurden.
Die Notlage der Gerling Globale Rück und die Turbulenzen an den Kapitalmärkten haben darin tiefe Spuren hinterlassen. Der Konzern, der nach Internationalen Rechnungslegungsstandards (IAS) bilanziert, verbuchte einen Verlust von 739 Mio. Euronach einem Minus von 563 Mio. Euro im Vorjahr.
Auch andere Kennzahlen für 2002 sind Besorgnis erregend. Die Eigenmittel des Konzerns sind um 51 Prozent auf 879 Mio. Euro eingebrochen. Die Kapitalanlagen gingen um 7,1 Prozent auf 28,9 Mrd. Euro zurück.
„Im eigentlichen Versicherungsgeschäft haben sich die Dinge dagegen positiv entwickelt“, sagte ein Gerling-Sprecher. Tatsächlich gingen die Leistungen aus Versicherungsverträgen um 19,2 Prozent auf 7,4 Mrd. Euro zurück, während die Prämieneinnahmen nur um 1,2 Prozent auf 10,2 Mrd. Euro fielen.
Zitat:
„Das Versicherungsgeschäft hat sich positiv entwickelt“ – Gerling-Sprecher.
Quelle: Financial Times Deutschland
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