Von Herbert Fromme, Köln Allianz-Konzernchef Michael Diekmann, der das Ruder beim problembeladenen Finanzkonzern erst Ende April von Henning Schulte-Noelle übernommen hatte, hat sich gestern nur sehr vorsichtig optimistisch geäußert. „Wir haben deutliche Fortschritte gemacht, aber wir sind noch nicht über den Berg“, sagte Diekmann, der das erste Gewinnquartal nach vier herben Defizitperioden melden konnte.
Selbst bei der Prognose für das Ergebnis 2003 blieb Diekmann zurückhaltend. „Ich wäre enttäuscht, wenn wir ein Minus machen würden.“ Es gebe auch nichts, was dafür spreche.
Weitreichende strategische Richtungsweisungen für die Versicherungsgruppe legte der neue Chef noch nicht vor. Stattdessen konzentrierte er sich auf die ersten Erfolgsmeldungen aus der Initiative „Back to Basics“, die er noch zusammen mit Schulte-Noelle gestartet hatte.
Bei den Großbaustellen gebe es „deutliche Fortschritte“, sagte Diekmann. Er bezog das auf die Dresdner Bank, die US-Tochter Fireman’s Fund, die AGF in Frankreich und das Industriegeschäft. Die durch vier Verlustquartale geschwächte Gruppe habe außerdem ihre Eigenkapitalbasis gestärkt, unter anderem durch die im April durchgeführte Kapitalerhöhung über 4,4 Mrd. Euro.
„Wir überprüfen alle Geschäftsfelder auf ihren Beitrag zum Unternehmenswert“, sagte Diekmann. Wenn nötig, werde die Allianz sich aus unrentablen Bereichen zurückziehen. Er nannte eine Reihe bereits vollzogener Beispiele: von der verkauften Lebensversicherung in Chile bis zur geschlossenen Advance Bank und deren Vertriebsorganisation.
Im ersten Halbjahr erzielte die Allianz einen Gewinn nach Steuern von 102 Mio. Euro. Der Vergleichswert von 1,6 Mrd. Euro aus dem Vorjahr beruhte größtenteils auf Sondereinflüssen.
Der Gesamtumsatz stieg um 4,9 Prozent auf 49,5 Mrd. Euro. Wechselkursbereinigt legte die Gruppe sogar um 11,5 Prozent zu. Vor allem das Lebensversicherungsgeschäft zog mit währungsbereinigten 18,5 Prozent auf 21,1 Mrd. Euro kräftig an. Dafür sorgten in erster Linie die Töchter in den USA, Italien und Deutschland.
Im Heimatmarkt trug die automatische Anpassung vieler Verträge, die den deutlich erhöhten Sozialversicherungsgrenzen folgt, ebenso zum hohen Wachstum bei wie der stärkere Verkauf über die Dresdner. Sie setzte 27 Prozent mehr Lebensversicherungsverträge ab und sorgt jetzt für rund 13 Prozent des Neugeschäft der Allianz Leben, sagte Diekmann.
Im Schaden-und Unfallgeschäft verbuchte der Konzern Beiträge von 24,06 Mrd. Euro, ein Plus von sechs Prozent. Die Allianz verbesserte ihre Schaden-und Kostenquote („combined ratio“) von 102,2 Prozent der Beitragseinnahmen im ersten Halbjahr 2002 auf 97,1 Prozent im laufenden Jahr.
Dafür sorgten sowohl das Ausbleiben von Naturkatastrophen als auch Verbesserungen bei den Kosten sowie rigidere Risikoprüfungen.
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Bleibt strategische Richtungsweisungen für die Versicherungsgruppe vorerst schuldig: der neue Allianz-Chef Michael Diekmann.
Quelle: Financial Times Deutschland
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