Umsatz im Kerngeschäft und Gewinn sinken im ersten Halbjahr deutlich · Vorstand bekräftigt Prognose
Von Herbert Fromme, Köln Der Finanzvertrieb MLP hat im ersten Halbjahr 2003 deutlich weniger mit dem Verkauf von Versicherungspolicen erlöst als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Umsätze aus dem Kerngeschäft gingen von 149 Mio. Euro auf 136 Mio. Euro zurück – obwohl MLP nach Angaben von Konzernchef Bernhard Termühlen seine Kundenzahl von 486 000 Ende Juni 2002 auf 531 000 steigerte.
Termühlen machte politische Faktoren für den Rückgang verantwortlich. Vor allem die Erhöhung der Einkommensgrenze, ab der Angestellte in die private Krankenversicherung wechseln dürfen, habe Neugeschäft gekostet, sagte der MLP-Chef.
Der Gewinn des Unternehmens vor Steuern brach von 53 Mio. Euroauf 20 Mio.Euro ein – nicht ganz unerwartet: MLP hatte Anfang des Jahres seine aggressive Bilanzierungspraxis geändert, die stark in die Kritik geraten war. Früher hatte das Unternehmen Gewinne, die in der Zukunft anfallen, von Rückversicherern vorfinanzieren lassen. Diese Praxis hat der Konzern jetzt zum größten Teil beendet.
Vorstand und Großaktionär Termühlen zeigte sich gewohnt optimistisch. Im vierten Quartal könne MLP erfahrungsgemäß einen Wachstumsschub erwarten. Vor allem klassische Kapital-Lebensversicherungen sollen Umsatz bringen, nachdem sich die lange favorisierten fondsgebundenen Policen angesichts der Aktienmarktkrise schlechter verkaufen.
„Früher war unser Verhältnis von fondsgebundenen zu Kapitalversicherungen 60 zu 40, jetzt etwa 50 zu 50, und wir erwarten 40 zu 60“, sagte Finanzvorstand Uwe Schroeder-Wildberg. Bei fondsgebundenen Produkten trägt der Kunde das Risiko der Kapitalanlage, bei klassischen Policen der Versicherer. „Die Diskussion über die Sicherheit von Lebensversicherungen nützt uns“, sagte Termühlen. Schließlich teile MLP Leben das Geschäft auf mehrere Konsortialpartner auf, das sei sicherer.
Die angeschlagene Mannheimer-Gruppe gehörte zu den Gesellschaften, für die MLP Lebensversicherungsgeschäft vermittelte. Aus Mannheimer-Sicht sei MLP ein wichtiger Partner gewesen, der Versicherer aus MLP-Sicht ein kleiner. Zahlen nannte Termühlen nicht.
Die jährlich fälligen Bestandsprovisionen aus dem Mannheimer-Geschäft wird die Auffanggesellschaft Protektor an MLP überweisen, sagte Termühlen. MLP habe beim Verkauf seines Mannheimer-Anteils von drei Prozent an die Wiener Uniqa 9 Mio. Euro Gewinn gemacht.
An seiner Gewinnprognose von 65 Mio. Euro vor Steuern für das Gesamtjahr 2003 hielt Termühlen fest – mutig angesichts von nur 20 Mio. Euro Gewinn vor Steuern zur Jahresmitte. Sein Optimismus beruhe auf der Verbesserung der Zahlen im zweiten Quartal verglichen mit dem ersten. „Das Geschäft hat sich auch im Juli und August deutlich belebt“, sagte Termühlen. Erfahrungsgemäß gebe es gegen Ende des Jahres immer einen starken Schub.
Die Börse honorierte Termühlens Zuversicht. MLP stiegen gestern um 3,16 Prozent auf 13,05Euro. Dennoch hat die Aktie kaum Chancen, im Dax zu bleiben. Experten rechnen damit, dass das Papier nach gut zwei Jahren in den MDax absteigen muss. Die Deutsche Börse wollte das Ergebnis ihrer Indexüberprüfung gestern am späten Abend mitteilen.
Auf Skepsis traf Termühlens Zuversicht bei Analysten. Carsten Zielke von der WestLB glaubt, dass MLP „eine große Wette auf das vierte Quartal eingeht“. Ob sich die hohen Steigerungen wirklich erzielen ließen, sei angesichts knapper Kassen auch in den MLP-Zielhaushalten zweifelhaft. „Die Einmalzahlungen fallen niedriger aus, und die Ärzte leiden unter den Folgen der Gesundheitsreform“, sagte Zielke. Das könne sich auf den MLP-Umsatz auswirken.
Termühlen hält die Krise des Unternehmens dagegen für weitgehend überwunden und sieht die Grundlage geschaffen, die Zahl der MLP-Vertreter wieder auszubauen, die seit zwölf Monaten bei 2850 stagniert.
Zitat:
„Das Geschäft hat sich auch im Juli und August deutlich belebt“ – MLP-Chef Termühlen
Bild(er):
Unverdrossen optimistisch: MLP-Chef Bernhard Termühlen rechnet trotz schwacher Zahlen fest mit hohem Gewinn im Gesamtjahr. Eine deutliche Sprache spricht der Aktienkurs: Seit der Dax-Aufnahme ist der Kurs dramatisch abgestürzt – MLP/Wolfram Scheible.
Quelle: Financial Times Deutschland
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