Gerling tütet Rück-Verkauf ein

Britische Aufsicht stimmt Deal mit Achim Kann zu · Befreiungsschlag für Konzern

Von Herbert Fromme, Köln Der angeschlagene Gerling-Konzern ist bei seinen Rettungsbemühungen einen wichtigen Schritt vorangekommen. Die britische Finanzaufsicht Financial Services Authority hat dem Verkauf der hochdefizitären Gerling Globale Rück (GGR) an den früheren Frankona-Chef Achim Kann zugestimmt. Das teilte Kann, seit Januar Vorstandsvorsitzender der GGR, den Mitarbeitern des Rückversicherers in einem Schreiben mit, das der FTD vorliegt.

Auch die New Yorker Versicherungsaufsicht habe die Genehmigung in Aussicht gestellt, erklärte Kann. „Damit sind alle wesentlichen Voraussetzungen für die Loslösung vom Gerling-Konzern gegeben“, schreibt der GGR-Chef weiter. Die fälligen Schritte wie die Übertragung der Aktien und die Nutzung eines neuen Namens würden unverzüglich eingeleitet.

Die GGR hatte hohe Verluste durch Missmanagement und Großschäden erlitten. Im Oktober 2002 hatte sie ihr Neugeschäft bis auf die Lebens-Rückversicherung eingestellt. Seither ist sie nur noch für die Abwicklung der Verträge da – den „Run-off“, der Jahre dauern kann.

Für den Gerling-Konzern wird es höchste Zeit, die GGR loszuwerden. Mit ihren Verlusten hängt sie der Holding wie ein Klotz am Bein und behindert die Rettung der operativen Töchter Gerling-Konzern Versicherung und Gerling-Konzern Leben. Der Verkauf der Rück ist eine Voraussetzung für die Verbesserung des Ratings der beiden Gesellschaften.

Um die GGR aus der Konzernbilanz zu bekommen, hatte das Gerling-Management schon Ende 2002 den Rückversicherer mit Prämien von 5,9 Mrd. Euro an GmbHs verkauft, die mit gerade 50 000 Euro Kapital ausgestattet sind und Achim Kann gehören. Kann hofft auf lukrative Abwicklungsgewinne. Gerling stundet ihm den Kaufpreis, der ohnehin vom finanziellen Erfolg der Abwicklung abhängt. Gestoppt wurde der Deal zunächst durch ein Verbot der Finanzaufsicht BaFin. Kann biete nicht die nötigen Voraussetzungen, hieß es. Gerling zog gegen dagegen erfolgreich vor Gericht. Die BaFin durfte nach Ansicht der Richter in dieser Frage überhaupt nicht tätig sein.

Zum Abschluss des Geschäfts fehlte bisher immer noch die Zustimmung der britischen und amerikanischen Aufsichten. Dort liegt ein großer Teil der GGR-Risiken. Ohne Billigung der örtlichen Behörden könnte Kann kaum erfolgreich abwickeln. Auch die Zukunft der Gerling Life Re (GLR) sieht jetzt freundlicher aus. In das Unternehmen hat die GGR ihr Lebens-Rückversicherungsgeschäft übertragen, das fortgeführt wird. Die GLR soll treuhänderisch an die Versicherungsgruppe VHV in Hannover – bei der Kann Aufsichtsratschef ist – verkauft werden, damit sie so ein besseres Rating und damit auch wieder Neugeschäft erhält. Die BaFin habe dem jetzt zustimmt, so Kann.

Die GGR-Bilanz 2002, die bereits im Juli aufgestellt, aber bisher nicht veröffentlicht wurde, muss neu erstellt werden, hieß es weiter. Die BaFin habe der Auflösung von Schwankungsrückstellungen für Sturmrisiken in Höhe von 99 Mio. Euro zugestimmt. Ob jetzt auch die Bilanz des Gerling-Gesamtkonzerns geändert werden muss, steht nach Angaben eines Sprechers noch nicht fest.

Die GGR hat erste Erfolge bei der Ablösung von Verpflichtungen aus bestehenden Verträgen erzielt. Solche Verträge seien in den USA mit AIG, Home und CNA geschlossen worden, in Deutschland mit der Debeka, schreibt Kann.

Zudem meldet er in dem Brief an die Mitarbeiter gute Nachrichten aus Australien. Die Aufsichtsbehörden genehmigten den Verkauf der GGR Sydney an die örtliche Assetinsure-Gruppe. Assetinsure zahlt 60 Mio. $. Die Gruppe gehört der Investmentbank Babcock & Brown und dem Finanz-Rückversicherungs-Spezialisten Asset Underwriting.

Zitat:

„Alle Voraus-setzungen für die Loslösung vom Konzern sind gegeben“ – GGR-Chef Achim Kann.

Quelle: Financial Times Deutschland

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