Swiss Re profitiert von Preissteigerung

Münchener-Rück-Konkurrent erhöht Gewinn deutlich · Vorstandschef John Coomber im FTD-Interview

Von Herbert Fromme, Zürich Der weltweit zweitgrößte Rückversicherer Swiss Re hat im ersten Halbjahr einen Gewinnsprung erzielt und 691 Mio. Schweizer Franken verdient, etwa 449 Mio. Euro. 2002 waren es nur 118 Mio. Franken, für das volle Jahr hatten die erfolgsgewohnten Schweizer sogar wegen hoher Abschreibungen auf Aktien einen Verlust von 91 Mio. Franken vorlegen müssen.

Die Swiss Re veröffentlichte ihre Halbjahreszahlen am Freitag – einen Tag, nachdem Weltmarktführer Münchener Rück die Aktienmärkte mit einem erneuten Quartalsverlust überrascht hatte. Außerdem reduzierte die Rating-Agentur Standard & Poor’s am Mittwoch die Bewertung der Münchener Rück von „AA-“ auf „A+“, am Freitag folgte A.M. Best mit einer Zurückstufung von „A++“ auf „A+“.

Die Swiss Re sei dagegen nicht unter Druck der Rating-Agenturen und plane auch keine Kapitalmaßnahmen, sagte Vorstandschef John Coomber im Gespräch mit der FTD. Im Juli verschlechterte S&P die Bewertung zwar um einen Punkt von „AA+“ auf „AA“, setzte aber den Ausblick auf „stabil“. Das Rating der Münchener Rück ist jetzt zwei Stufen schlechter.

Das werde der Swiss Re aber kaum mehr Geschäft bringen, sagte Coomber. „Ich glaube, dass die Münchener Rück ein sehr gutes Unternehmen ist. Der Markt sieht das ähnlich.“ Er glaubt nicht, dass es zu fundamentalen Umschichtungen bei den großen Rückversicherern kommt. „Vielleicht werden wir ein wenig Geschäft in einigen Randbereichen dazugewinnen.“

Zurzeit gewinnt die Swiss Re aber von anderen Rückversicherern Marktanteile. In der Rückversicherungsbranche werde es mit Sicherheit zur Konsolidierung kommen, sagte Coomber. Der Rückzug der Gerling Globale Rück sei ein deutliches Zeichen. „Viele Kunden platzieren ihr Geschäft bei anderen Rückversicherern. Neben dieser Migration wird es Übernahmen und Zusammenschlüsse geben“, sagte er. „Wir sind für beide Wege offen.“ Im Moment interessiere ihn aber das Wachstum aus eigener Kraft mehr als Übernahmen.

Dabei steht seit längerem Employers Re zum Verkauf, Tochter des Finanzgiganten GE Capital und die Nummer vier der Welt. Konkretes Kaufinteresse habe er nicht, sagte Coomber. „Bei Employers handelt es sich um eine komplizierte Firma, die außerdem geografisch ähnlich wie wir aufgestellt ist.“ Ein Kauf wäre ein „sehr aufwändiges Unterfangen. Ich glaube nicht, dass wir das machen müssen“.

Der Rückversicherer steigerte seine Prämieneinnahmen im ersten Halbjahr um 19 Prozent in Originalwährungen. Weil der Dollar gegenüber dem Schweizer Franken schwächelte, blieb aber nur ein Plus von vier Prozent auf 14,4 Mrd. Franken übrig. „Finanzstarke Unternehmen gewinnen in der jetzigen Marktphase“, sagte Coomber.

Die Marktentwicklung sieht er optimistisch. Die Preise im Schaden-und Unfallgeschäft würden noch eine ganze Weile oben bleiben. Zwar fielen in einzelnen Sparten wie Luftfahrt-oder Naturkatastrophenversicherung die Preise leicht. „Aber selbst dann sind sie noch auf einem hohen Niveau.“ Die Schaden-und-Kostenquote verbesserte die Swiss Re von 105,6 Prozent auf 99,8 Prozent der Beiträge. Die Vertragserneuerung für 2004 werde mindestens so gut verlaufen wie für 2003.

Anders sieht die Lage in der Lebensrückversicherung aus. Hier ist die Swiss Re Weltmarktführer. In den Hauptmärkten USA und Großbritannien hätten Konkurrenten eine „aggressive Preispolitik“ eingeschlagen, sagte Coomber. Das wolle die Swiss Re nicht mitmachen. In einigen Bereichen habe man die Preise deshalb erhöht und Geschäft verloren. „Uns geht es um den Gewinn, nicht um den Umsatz.“

Zitat:

„Die Vertragserneuerung für 2004 wird mindestens so gut wie für 2003“ – John Coomber, Swiss-Re-Konzernchef

Bild(er):

John Coomber löste am 1. Januar den langjährigen Konzernlenker Walter Kielholz an der Spitze der Swiss Re ab – Jim Winslet.

Quelle: Financial Times Deutschland

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