Neue S&P-Schelte für Münchener Rück

Rating-Agentur macht Hoffnung auf baldige Hochstufung zunichte · Preise der Rückversicherer dürften sinken

Von Herbert Fromme, Monte Carlo Die Münchener Rück wird noch länger mit ihrem verschlechterten Rating leben müssen. Sie wird die Struktur ihrer Beteiligungen und Kapitalanlagen deutlich verändern müssen, wenn sie das ungeliebte „A+“ der Rating-Agentur Standard & Poor’s (S&P) verbessern will. Zudem erwarte S&P „weitreichende Kapitalmaßnahmen“, sagte der S&P-Analyst Rob Jones beim Welt-Rückversicherungstreffen in Monte Carlo. „Die Münchener Rück muss die Risiken in ihrer Bilanz reduzieren. Das Management hat eine Menge zu tun.“

S&P hatte das Rating am 27. August von „AA-“ auf „A+“ gesenkt, weil die Agentur die durch Großschäden und Börsencrash beschädigte Kapitalausstattung der Münchener Rück für nicht ausreichend hält. Ratings sind für Rückversicherer entscheidend als Ausweis ihrer finanziellen Solidität.

Der Weltmarktführer sei in den Ergebnissen volatiler als andere große Rückversicherer, sagte Stephen Searby, ebenfalls Analyst bei S & P. „Das liegt vor allem an der Zusammensetzung der Kapitalanlagen.“ Ob die Münchener Rück binnen Jahresfrist das für Neugeschäft wichtige „AA“ wieder erreicht, wollte S&P nicht kommentieren. „Ich glaube nicht, dass sich das Rating kurzfristig ändert“, sagte Searby.

Zu den Marktaussichten äußerten sich die S&P-Analysten skeptisch. Fraglich sei, ob es ausreiche, dass die Rückversicherer trotz des gegenwärtigen Höchststands der Preise operativ nur knapp im Plus seien, sagte Searby.

Der Bonitätsprüfer erwartet, dass die Rückversicherer in den momentanen Vertragsverhandlungen für das Jahr 2004 keine deutlichen Preiserhöhungen mehr durchsetzen können. „2004 wird im Durchschnitt eher statisch sein, was die Preise angeht. 2005 dürfte es nach unten gehen“, sagte Searby. Allerdings werden die Rückversicherer im Schnitt 2004 trotzdem höhere Gewinne einfahren, weil sie die Früchte vieler Bedingungsänderungen ernten, die sie 2002 und Anfang 2003 durchgesetzt haben.

Die Rating-Agentur AM Best, die vor allem in den USA große Bedeutung hat, erwartet in Teilbereichen sogar eine leichte Marktkorrektur nach unten, nach dem der Rückversicherungsmarkt in Folge der Terroranschläge vom 11. September 2001 Rekordpreiserhöhungen erlebte. „Aber selbst nach einem Absinken wäre das Niveau noch ziemlich hoch“, sagte Europa-Chef Stuart Shipperlee in Monte Carlo. Auch er ist von der generellen Gewinnsituation der Branche enttäuscht. „Die Ergebnisse sind nicht so gut, wie man sie in der gegenwärtigen Hochpreisphase erwarten sollte.“ Auf keinen Fall seien die Gewinne ausreichend, um die geschwächte Kapitalbasis der Rückversicherer wieder entsprechend aufzupäppeln. Auch AM Best hatte die Münchener Rück Ende August herabgestuft – von „A++“ auf „A+“.

Ross McKenzie, Chef des Rückversicherungsmaklers Aon Re, sieht den Markt in einer höchst angespannten Situation. „Wer zuerst zuckt, verliert“, sagte McKenzie der FTD. Es könne durchaus sein, dass Erstversicherer aus Furcht, keine ausreichende Deckung zu bekommen, weiter auf hohe Preise eingehen müssten. Andererseits bestehe die Möglichkeit, dass Rückversicherer aus Sorge um Marktanteilsverlust bereits bei den Preisen nachgäben. „In Teilbereichen gehen die Preise schon wieder zurück“, sagte er.

Zitat:

„In Teilbereichen gehen die Preise schon wieder zurück“ – Ross McKenzie, Chef des Maklers Aon Re

Bild(er):

In Monte Carlo – im Bild das Café de Paris vor dem Casino – treffen sich derzeit Rückversicherer aus aller Welt – Jose Giribas

Kommentar Seite 26.

Quelle: Financial Times Deutschland

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