Düsseldorfs Prachtmeile bietet längst nicht mehr nur Luxusartikel, es gibt auch ein Elektro-Kaufhaus · Ladenlokale sind begehrt trotz hoher Mieten
Von Katrin Berkenkopf Noch einmal wärmt die Sonne an diesem Tag die Passanten auf der Düsseldorfer „Kö“. Die letzten Sommerkleidchen treffen auf die ersten Wildlederstiefel. In den Einkaufstüten liegen T-Shirts von Esprit neben Prada-Schuhen. Fröhliche Kegel-Schwestern in Karo-Blusen löffeln ihr Eis neben der Frau in Nadelstreifen, die für einen Latte macchiato aus der Bank gegenüber gekommen ist.
„Die Mischung macht’s halt“, sagt Karl-Heinz Eiffler. Als Geschäftsführer der Interessengemeinschaft Königsallee vertritt er rund 80 Mitglieder. Die Straße hat noch immer den Ruf der Luxusmeile, und das ist auch gut so, findet Eiffler. Die klassische Zielgruppe gebe es aber nicht mehr. „Die Gesellschaft ist vielfältiger geworden, auch unser Publikum.“
Die Königsallee feiert im nächsten Jahr ihr 200-jähriges Bestehen. Seit mehr als 100 Jahren ist sie als Einkaufsstraße für Luxusartikel bekannt. Dabei ist es eigentlich nur eine Straßenseite, die den Ruf der „Kö“ ausmacht. An der westlichen Seite liegen vor allem Banken und Hotels. Die bekannten Namen von Armani bis Zegna, von Burberry bis Gucci finden sich auf der Ostseite.
Doch dazwischen haben längst Läden für das Massenpublikum eröffnet. Und der Elektronik-Händler Saturn verkündet mitten zwischen Schuhen für 350Euro und dem Collier für 15 000Euro, Geiz sei geil.
Während die Mischung von teuer und billig für Eiffler stimmt, bereitet ihm der Branchenmix Sorgen: Demnächst muss auch das Kino auf der „Kö“ neuen „Klamottenläden“ weichen, die Hausbesitzer wollen es so. Die Interessengemeinschaft sähe gerne mehr Gastronomie und Wohn-Accessoires, doch mit dem Verkauf von Kaffee und Kuchen lassen sich die Mieten kaum zahlen.
„Kö-Peter“ und seine beiden Hunde gehören zum Straßenbild wie die „Kö“ zu Düsseldorf. „Alles klar.“ Der Grauhaarige beendet das Telefonat, verstaut das Handy in seinem blauen Anzug mit der bunten Borte, einer Mischung zwischen Kaftan und Schlafanzug. Fast jeden Tag schlägt er sein Lager zwischen Kö-Galerie und „Sevens“ auf. Glaubt man „Kö-Peter“, den Kaufmann Eiffler einen „Luxus-Bettler“ nennt, dann hat sich auch hier die Rezession breit gemacht. Denn nicht nur die Geschäfte um ihn herum verzeichneten weniger Einnahmen, auch er selbst.
Doch Eiffler will vom Krisengerede nichts hören. „Natürlich geht die wirtschaftliche Lage auch an uns nicht vorbei, aber vom Niedergang der,Kö‘ zu sprechen wäre völlig falsch.“
Dabei sind die Anzeichen für eine Konsumflaute da: Leer stehende Ladenlokale, die nur deshalb nicht gleich auffallen, weil das Geschäft nebenan die Schaufenster mit dekoriert. Pullis für 29Euro bei Eickhoff, dem Modehaus, dessen Inhaber einst Gianni Versace nach Deutschland brachte. Und Lunch-Angebote für 7,99Euro – inklusive eines Glases Wein.
„Die Entwicklung bei den Sonderangeboten ist problematisch“, gibt „Kö“-Promoter Eiffler zu. Auch unter den Mitgliedern der Interessengemeinschaft sei das Thema höchst umstritten. „Wenn man einmal damit angefangen hat, kann man nicht mehr davon weg.“
Dass Läden über längere Zeit leer blieben, komme aber nur in den älteren Centern entlang der Königsallee vor, sagt Eiffler. Die entsprächen in ihrer Aufteilung und Optik einfach nicht mehr dem Zeitgeschmack.
Die Marktforscher bestätigt ihn: Die Miete für ein Ladenlokal an der „Kö“ beträgt unverändert bis zu 175 Euro pro Quadratmeter. „Die Düsseldorfer Toplagen trotzen bislang dem allgemeinen Trend sinkender Mietpreise,“ sagt Gerhard Kemper, Chef der Maklerfirma Kemper’s, die auf Einzelhandel spezialisiert ist. „Nicht selten kommen auf ein frei werdendes Ladenlokal bis zu zehn Interessenten.“
Dies sind allerdings vor allem Filialunternehmen. In den besten Düsseldorfer Lagen erreicht der Filialisierungsgrad mittlerweile rund 77 Prozent, Tendenz steigend. „Inhabergeführte Läden haben es heute überall schwerer“, erklärt Eiffler. Sie können die Krise schwerer durchstehen als die großen Ketten, wenn das Geschäft einmal nicht so gut läuft.
Es ist allerdings ein offenes Geheimnis, dass einige internationale Marken selbst in guten Zeiten mit ihrem Laden auf der „Kö“ keinen Gewinn machen. Sie brauchen den Standort aber für ihr exklusives Image. Schließlich gibt es nicht viele Orte, an denen man Vater, Mutter und Kind den gleichen Pelzmantel verkaufen kann – oder auch Frauchen und Hund.
Zitat:
„Von einem Niedergang zu sprechen wäre völlig falsch“ – Karl-Heinz Eiffler, Interessensgemeinschaft Königsallee
Bild(er):
Die bekannteste Einkaufsstraße der Landeshauptstadt, die „Kö“, wirkt eher schmucklos, hat aber seit gut 100 Jahren ein tadelloses Image als Nobeladresse für Betuchte – Juergen Schwarz.
Quelle: Financial Times Deutschland
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