Rating-Agentur sieht Aussichten der Lebensversicherer skeptisch
Von Herbert Fromme, Köln Nach der Krise der Mannheimer Leben sind weitere Schieflagen deutscher Lebensversicherer wahrscheinlich, glaubt die Rating-Agentur Fitch. „Vier bis fünf Gesellschaften“ sieht die Agentur aktuell bedroht, sagte Fitch-Analyst Marco Metzler vor Journalisten in Köln, wollte allerdings die Namen nicht nennen. „Die Gefahr von Insolvenzen ist keineswegs gebannt.“ Ein Grund sei die hohe Steuerlast in Verbindung mit Verlusten aus Aktien.
Fitch hat die Finanzstärke von 86 Lebensversicherern untersucht. Die sechs Ende 2002 am schlechtesten mit Sicherheitsmitteln ausgestatteten Gesellschaften waren – neben der Mannheimer – Inter Leben, Provinzial Nord Leben, Victoria Leben, Hannoversche Leben, Gothaer Leben und Bayerische Beamten Leben. Das bedeute nicht, dass genau diese Gesellschaften aktuell gefährdet seien, sagte Metzler. „Bei der Provinzial Nord beispielsweise haben die Anteilseigner inzwischen 140 Mio. Euro eingeschossen.“
Die Lebensversicherer hätten 2002 an den Börsen insgesamt 51,1 Mrd. Euro verloren. Diese Belastung haben sie zum Teil aufgeschoben und müssen deshalb 2003 noch 16,3 Mrd. Euro abschreiben. Sollte es bei der gegenwärtigen Steuerregelung bleiben, sei eine zusätzliche Belastung von 10 bis 20 Mrd. Euro wahrscheinlich, weil auch Steuern für Vorjahre nachgezahlt werden müssten, glaubt Metzler.
Fitch erwartet als Folge eine weitere Senkung der Gewinnbeteiligungen für Kunden „auf ein Niveau, das bei vielen Versicherern dem neuen gesetzlichen Minimum von 2,75 Prozent nahe kommt“.
Vorwürfe aus der Branche, Fitch versuche mit betont negativen Einschätzungen Aufmerksamkeit und damit Mandate zu gewinnen, wiesen die Analysten zurück. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft habe auch Einschätzungen früherer Fitch-Studien scharf kritisiert, die sich jetzt als zutreffend herausstellten.
Quelle: Financial Times Deutschland
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