Schlechte Bonitätsbewertung löst skeptische Reaktion der Einkäufer aus · Unternehmen verspricht Lösung bis Ende November
Von Herbert Fromme, Baden-Baden Der Rückversicherer Scor muss um seine Kundenbasis fürchten. Durch das niedrige Rating haben Erstversicherer Probleme, Geschäft bei den Franzosen zu platzieren. „Bei einem Sach-Rückversicherungsprogramm über ein Jahr mag das noch angehen, bei einem langfristigen Haftpflichtprogramm haben die meisten Kunden Bauchschmerzen“, sagte ein Rückversicherungsmakler.
Noch gebe es kaum Umdeckungen weg von der Scor. „Aber wenn sich das Rating nicht schnell bessert, wird der Druck in diese Richtung sehr stark.“ Ein Erstversicherungs-Vorstand sagte, dass seine persönliche Managerhaftung ausdrücklich finanzielle Probleme aus Versicherungsverträgen mit Rückversicherern ausschließe, wenn deren Rating nicht mindestens „A“ ist: „Aber es wäre sehr schade, wenn nach der Gerling Rück jetzt noch ein Rückversicherer vom Markt verschwände.“
Seit Juli bewertet die Rating-Agentur Standard & Poor’s den weltweit siebtgrößten Rückversicherer nur noch mit „BBB+“ und nennt als Gründe die schwache Kapitalausstattung und die schlechten operativen Ergebnisse. AM Best stufte Scor im September von „A-“ auf „B“ herab.
Spätestens bis Ende November will der Konzern seine Krise überwinden, erklärten Manager beim internationalen Rückversicherungstreffen in Baden-Baden. Der Vorstand werde am 6. November über mehrere Schritte mit positiver Wirkung entscheiden, sagte der Vorstand für das operative Geschäft, Patrick Thourot, am Rande einer Kundenveranstaltung. Dann werde Scor auch Zahlen für das dritte Quartal vorlegen.
Von seinen Aktionären kann das Unternehmen kaum Unterstützung erwarten. Der Aktienkurs ist im Keller. Der mit 18,8 Prozent größte Aktionär, der französische Erstversicherer Groupama, schließt eine Unterstützung zwar nicht aus, will aber nicht Mehrheitseigner werden. Die Pariser Regierung hat zwar ein Interesse am Erhalt des einzigen Rückversicherers Frankreichs, will aber offiziell nicht eingreifen. Pariser Versicherungskreise halten es allerdings für möglich, dass die Groupama im Gegenzug für eine Gesetzesänderung, die sie für eine Änderung ihrer Struktur braucht, doch noch ein größeres Engagement bei der Scor eingeht.
Der Scor-Vorstand versucht, einen Anteil am inzwischen separierten Lebens-Rückversicherungsgeschäft zu verkaufen. Vorstandschef Dennis Kessler, der vor einem Jahr Jacques Blondeau ablöste, ist offenbar jetzt auch bereit, die Mehrheit abzugeben. Mehrere potenzielle Käufer haben den Lebens-Rückversicherungsteil geprüft. Ob Angebote vorliegen, wollte Thourot nicht sagen.
Außerdem wollen Kessler und Thourot die Abwicklung der Bermuda-Tochter Commercial Risk Partners beschleunigen. Hier hatte der Konzern erfolglos alternative Risikoprogramme betrieben. Jetzt drücken ihn hohe Zahlungsverpflichtungen von mehr als 400 Mio. $, die in den nächsten Jahren fällig werden. Bisher hat Scor 20 Prozent gegen Zahlung einer Einmalsumme abgelöst. „Über weitere 40 Prozent wird zurzeit verhandelt“, sagte Thourot.
Quelle: Financial Times Deutschland
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