Zusammenschluss der Gesellschaften im Norden und Westen geplant · Verbandschefs wollen nächste Woche beraten
Von Herbert Fromme, Köln Die Sparkassenverbände im Norden und Westen Deutschlands prüfen eine Großfusion ihrer regional arbeitenden Versicherer. Nach Informationen aus Branchenkreisen wollen die Verbandspräsidenten in der kommenden Woche über die Einrichtung einer Projektgruppe beraten, die eine mögliche Fusion vorbereiten soll.
Sollte die schwierige Fusion zustande kommen, ginge einer der fünf größten Versicherer Deutschlands daraus hervor – mit regionalen Gesellschaften, die in Feldern wie Gebäudeversicherung und teilweise der Autoversicherung Marktführer sind. Die Projektgruppe soll im zweiten Quartal 2004 Ergebnisse vorlegen.
Grundlage der Gespräche ist ein Papier mit dem Titel „Überlegungen zur langfristigen strategischen Ausrichtung der öffentlichen Versicherer im Norden und Westen“. Betroffen sind Versicherungsgruppen, die in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern arbeiten. Zusammen haben sie ein Prämienvolumen von mehr als 7 Mrd. Euro.
Hauptverkaufskanal für die Lebensversicherungen der in strikt getrennten Gebieten arbeitenden öffentlichen Versicherer sind die Sparkassen. In Bereichen wie Krankenversicherung oder Rückversicherung kooperieren sie alle miteinander, in anderen Feldern, zum Beispiel EDV, kooperieren einzelne Gruppen.
Bisher sehen die Pläne der Sparkassenchefs vor, eine Versicherungsholding zu schaffen, an der die Sparkassenverbände, die Landschaftsverbände und andere Eigner die Anteile halten. Unterhalb der Holding könnte es einen einheitlichen Lebensversicherer geben, die Schaden-und Unfallversicherer blieben eigenständige Töchter der Holding.
„Damit soll sichergestellt werden, dass die Verbundenheit zur Region erhalten bleibt. Schließlich hängen die Vertriebe an den Schaden-und Unfallgesellschaften“, sagte ein Insider. EDV, Kapitalanlage und andere Verwaltungsfunktionen würden auf diesem Wege zentralisiert.
Beteiligt an der Fusion wären die Provinzial-Gruppen in Düsseldorf und Münster, die Provinzial Kiel, die auch in Mecklenburg-Vorpommern arbeitet und zu der die Hamburger Feuerkasse gehört. Hinzu kämen vier öffentliche Versicherer in Niedersachsen.
Die Sparkassen im Norden und Westen reagieren damit auf das Vordringen der Versicherungskammer Bayern und die Fusion zwischen den Sparkassenversicherern in Baden-Württemberg und Hessen-Nassau-Thüringen. Die Versicherungskammer Bayern hat den öffentlichen Versicherer im Saarland übernommen, enge Beziehungen nach Sachsen und will die Feuersozietät Öffentliche Leben in Berlin kaufen.
In der Branche heißt es, dass die Niedersachsen bisher wenig Interesse an der Fusion haben. Dazu sei die Rechtslage zu kompliziert; die für die Fusion nötige Änderung der Gesetze würde ein bis zwei Jahre dauern. Auch ohne Niedersachsen entstände eine Gruppe mit mehr als 5 Mrd. Euro Prämienvolumen. Ob es sie geben wird, hängt von politischen Interessen der Sparkassenchefs und der Kommunen in Nordrhein-Westfalen ab, die über ihre Landschaftsverbände beteiligt sind.
Quelle: Financial Times Deutschland
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