Versicherungsgruppe hofft auf Änderungen in den Steuerregeln · Sanierung im Schaden-/Unfallgeschäft greift

Von Ilse Schlingensiepen, Köln, und Thomas Fromm, Mailand Nach einer längeren Durststrecke schreibt AMB Generali wieder schwarze Zahlen. Die drittgrößte deutsche Versicherungsgruppe hinter Allianz und Ergo hat im dritten Quartal 2003 einen Gewinn verbucht und rechnet auch für das Gesamtjahr 2003 mit einem positiven Ergebnis – wenn außergewöhnliche Schäden oder erneute Kapitalmarkteinbrüche ausbleiben. Wegen der ungeklärten Lage bei der Besteuerung von Lebens- und Krankenversicherungen sei eine verlässliche Prognose zum Nachsteuerergebnis allerdings nicht möglich, teilte das Unternehmen gestern mit.

Der deutsche Ableger half dem italienischen Mutterkonzern Generali zu einem satten Gewinnsprung im vorigen Quartal: Der größte Versicherer des Landes kam auf einen Nettogewinn von 206 Mio. Euro – nach 401 Mio. Euro Verlust im Vorjahreszeitraum. Damals hatte Generali 669 Mio. Euro auf seine Beteiligungen und Wertanlagen abschreiben müssen. Diesmal erhöhte der Konzern den Wert um 59 Mio. Euro.

Für das Gesamtjahr bekräftigten die Italiener ihr Gewinnziel von 931 Mio. Euro: „Wir sind überzeugt, das zu schaffen“, teilte Giovanni Perissinotto, einer der beiden Vorstandschefs, in einer Mitteilung an die Mailänder Börse mit. Generali hält knapp zwei Drittel an AMB. Die Tochter liefert rund 26 Prozent des gesamten Prämieneinkommens.

Zur deutschen Gruppe gehören die Aachener und Münchener Versicherungen, Volksfürsorge, Central Kranken, Cosmos, Thuringia Generali und Advocard sowie die Bausparkasse Badenia. Der Konzern hatte für das Jahr 2002 einen Verlust von 235 Mio. Euro ausgewiesen. Im ersten Quartal 2003 folgte ein Verlust von 87 Mio. Euro, im zweiten ein Minus von 28 Mio. Euro. Das dritte Quartal endete mit einem Gewinn nach Steuern von 30 Mio. Euro, verglichen mit einem Verlust von 150 Mio.Euro im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Die ersten neun Monate dieses Jahres bescherten AMB Generali damit einen Verlust von 85 Mio. Euro. Hauptgrund war der Steueraufwand von 636 Mio. Euro, der aber zum größten Teil wegfallen wird. Entsprechende Gesetzesänderungen sind vom Bundestag bereits beschlossen und werden voraussichtlich auch den Bundesrat passieren. „Das negative Ergebnis der ersten neun Monate ist noch stark von der aktuell gültigen Steuerregelung geprägt, wonach Abschreibungen und Abgangsverluste aus Aktien zu hohen steuerlichen Belastungen bei den Personenversicherern führen“, schreibt der Vorstandsvorsitzende Walter Thießen im Konzernbericht für die ersten drei Quartale. Die angestrebte steuerliche Neuregelung dürfe nicht nur rückwirkend für 2003 gelten, sondern müsse auch für 2001 und 2002 greifen, fordert er. „Eine wahlweise Rückwirkung lediglich bis zum 1. Januar 2003 würde alle Unternehmen benachteiligen, die in den Jahren zuvor Abschreibungen zeitnah vorgenommen und daraus resultierende Steuerlasten zu tragen hatten“, so Thießen. AMB Generali hatte 2002 insgesamt 2,5 Mrd. Euro abgeschrieben, weitere 551 Mio. Euro im laufenden Jahr.

Die Trendwende im Ergebnis des dritten Quartals führt Thießen vor allem auf die strikte Abschreibungspolitik, Maßnahmen zur nachhaltigen Steigerung der Ertragskraft und das Kostensenkungsprogramm der Gruppe zurück. Bis Ende 2005 will AMB Generali insgesamt 1250 Stellen abbauen. Bislang sind schon 570 gestrichen worden.

In der Schaden- und Unfallversicherung gingen die Bruttoprämieneinnahmen der AMB-Gesellschaften um 7,2 Prozent auf 2,7 Mrd. Euro zurück. Das war Folge der restriktiveren Zeichnungspolitik, der Sanierung des Kfz-Geschäfts und des Ausstiegs aus der Industrieversicherung. Die Aachener und Münchener wird den Restbestand ihrer Industrieverträge im kommenden Jahr komplett abwickeln. Als Folge der neuen Strategie verbesserte sich die Schaden-Kosten-Quote deutlich von 105,4 Prozent auf 97,9 Prozent. Das heißt: Ende des dritten Quartals flossen von jedem Prämien-Euro 97,9 Cent in Schäden und Kosten.

Wachstumsbringer für die Gruppe war erneut die Krankenversicherung. Hier legten die Prämieneinnahmen um 9,8 Prozent auf 1,0 Mrd. Euro zu, sowohl als Folge von Prämienerhöhungen als auch durch das Neugeschäft. In der Lebensversicherung nahmen die Beiträge um 2,3 Prozent auf 5,0 Mrd. Euro zu.

Zitat:

„Wir gehen von einem positiven Vorsteuerergebnis aus“ – Walter Thießen, Vorstandschef

Bild(er):

Konzernchef Walter Thießen kann sich über eine Trendwende beim Ergebnis der AMB-Generali-Gruppe freuen – Hake

Quelle: Financial Times Deutschland

Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.

Diskutieren Sie mit