Von Herbert Fromme, Hamburg Zwischen deutschen Seeversicherern und Reedern gibt es Krach. Ein Versicherungskonsortium will für das am 10. Dezember 2002 im südchinesischen Meer gesunkene Containerschiff „Matten“ keine Entschädigung zahlen. Der Kapitän habe unstabiles Beladen zugelassen und trage damit als Vertreter des Reeders die Verantwortung für das Sinken, so die Versicherer.
Bei Reedern und Anlegern stößt diese Auffassung auf Empörung, weil ihrer Ansicht nach die Versicherungsbedingungen den Einwand der Assekuranz ausschließen. Dort ist ausdrücklich festgehalten, dass der Versicherungsnehmer – also der Besitzer des Schiffs – das Verhalten der Schiffsbesatzung nicht zu vertreten hat. Der fällige Prozess dürfte trotz des eher geringen Streitwerts Mustercharakter für die Branche haben.
Das Schiff war mit 11 Mio. E versichert. Einen Teil zahlten die Versicherer unter der so genannten Hypotheken-Interessenversicherung an die Banken aus, die das Schiff beliehen hatten. Hier gelten keine Ausschlussklauseln.
Den Rest jedoch, der sich auf etwa die Hälfte des Schiffswerts belaufen dürfte, wollen die Versicherer nicht zahlen. Damit treffen sie vor allem die privaten Anleger in dem Schiffsfonds, der die „Matten“ finanziert hat. Bereedert wird das Schiff von der Firma Heino Winter in Jork bei Hamburg. Das Versichererkonsortium wird von der Securitas in Bremen geführt, die zur Baloise-Gruppe gehört. Die Allianz ist prominentes Mitglied.
Der Fall „Matten“ steht nicht allein. „2002 sind drei Fälle bekannt geworden, in denen namhafte Seeversicherer die Deckung von Schäden am Schiff, so genannte Kaskoschäden, auf der Grundlage deutscher Versicherungsbedingungen versagt haben“, sagte Anwalt Detlef Zschoche vom Hamburger Büro der internationalen Anwaltssozietät Ince & Co. Zschoche und sein Kollege Jan Hunger vermuten, dass dies an einer neuen, härteren Gangart der Assekuranz bei Schäden liegt.
Allianz-Manager Volker-Joachim Bergeest wollte zu dem Fall nicht Stellung nehmen. Zum Zustand des Marktes sagte Bergeest: „Die Ertragssituation für die Seeversicherer ist langfristig katastrophal. Viele Versicherer stellen diese Sparte auf den Prüfstand.“ Die Schifffahrtsbranche müsse sich entscheiden, ob sie Qualität wolle. „Die hat ihren Preis“, sagte Bergeest.
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo