Das niedrige Zinsniveau zwingt Marktführer Allianz Leben dazu, die Überschussbeteiligung für Kunden von Kapitallebensversicherungen zum dritten Mal in Folge erheblich zu senken. Für 2004 reduziert die Allianz die Gewinnbeteiligung von 5,3 Prozent auf 4,5 Prozent. Vor einem Jahr hatte das Unternehmen noch behauptet, es könne mit seinen Kapitalanlagen langfristig 5,3 Prozent erwirtschaften. „Wir sind davon ausgegangen, dass sich die Zinsmärkte erholen. Das haben sie aber nicht getan“, sagte ein Sprecher.
Die Festlegung des Marktführers Allianz hat Signalwirkung für die Branche. Für das Jahr 2003 betrug die durchschnittliche Überschussbeteiligung der Lebensversicherer 4,7 Prozent. „Wir rechnen für 2004 mit einem Rückgang von im Schnitt 0,5 Prozentpunkten“, sagte Reiner Will von der Rating- Agentur Assekurata.
Nur wenige Gesellschaften haben ihre Überschussbeteiligung für das kommende Jahr schon bekannt gegeben. Dazu gehört die R+V Versicherung, die Nummer vier im Markt. Sie wird von fünf Prozent auf 4,5 Prozent senken. Die DBV Winterthur hat von fünf auf vier Prozent reduziert.
Die zur Münchener Rück gehörende Victoria teilte bereits in der vergangenen Woche mit, dass sie den Kunden künftig mit 3,3 Prozent nur noch knapp mehr als den Garantiezins von zur Zeit 3,25 Prozent gutschreibt, neu gewonnene Kunden im Jahr 2004 allerdings mit 3,4 Prozent besser behandelt. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) prüft zur Zeit, ob eine solche unterschiedliche Überschussbeteiligung zulässig ist. „Wenn es eine Ungleichbehandlung der Kunden gäbe, könnten wir einschreiten“, sagte ein Sprecher der Behörde.
Auch bei der Debeka, die wegen ihres geringen Aktienengagements für 2003 mit 6,8 Prozent eine der marktweit höchsten Gewinnbeteiligungen gewähren konnte, steht eine Senkung an. Das sei auf Grund der niedrigen Zinsen und strengeren Richtlinien für die Eigenkapitalausstattung erforderlich, sagte ein Sprecher. Die genaue Zahl will die Debeka Ende der Woche mitteilen.
Bei Vertragsabschluss garantieren die Versicherer den Kunden eine Verzinsung auf den Sparanteil der Prämie. Der Staat legt fest, wie hoch der Garantiezins maximal sei darf. Zur Zeit liegt er bei 3,25 Prozent, ab dem 1. Januar sinkt er auf 2,75 Prozent. Die Gesellschaften können den Kunden darüber hinaus Gewinne gutschreiben. Ihre Höhe hängt davon ab, wie viel die Versicherer mit ihren Kapitalanlagen erwirtschaften.
Die Gewinnbeteiligung ist für die Branche eines der wichtigsten Wettbewerbsinstrumente. Zur Hochzeit des Aktienmarktbooms haben die Versicherer die Überschussbeteiligung hochgefahren – um gegenüber anderen Versicherern und anderen Anlageformen konkurrenzfähig zu bleiben.
Schon damals waren die Zinsen für festverzinsliche Papiere – in denen die Versicherer mehr als 70 Prozent anlegen – zu niedrig, um den Kunden sieben oder acht Prozent gutschreiben zu können. Die erforderlichen Gewinne erwirtschafteten die Unternehmen mit Aktien.
Nach dem Börsencrash war dies nicht mehr möglich, die Überschussbeteiligungen sanken. Die Allianz Leben gewährte im Jahr 2001 den Kunden noch 7,5 Prozent, die sie 2002 auf 6,8 Prozent und im vergangenen Jahr auf 5,3 Prozent senkte.
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Schlechte Nachrichten: Allianz-Leben-Chef Gerhard Rupprecht senkt erneut die Gewinnbeteiligung für Kunden von Kapitallebensversicherungen – Graffiti/Joachim E. Roettgers
Anja Krüger
Quelle: Financial Times Deutschland
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